Методичний посібник “Розвиток навичок читання, перекладу та мовлення на заняттях іноземної мови (німецької)”

Раздел Иностранные языки
Класс -
Тип Другие методич. материалы
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Рекомендовано методичною радою

информаційно-методичним центром відділу освіти

Харківською районною державною адміністрацією

Протокол № від

Автор: Лупіка Лілія Василівна, вчитель іноземних мов (німецька, англійська), спеціаліст.

Методичний посібник "Розвиток навичок читання, перекладу та мовлення на заняттях іноземної мови (німецької)" розроблені для вчителів іноземної мови (німецької), як додаткова література з метою урізноманітнення занять іноземної мови та для учнів з поглибленим вивченням іноземної мови. Посібник вміщує оригінальні фабульні тексти для читання з загальним обсягом змісту; контрольні завдання типу текстів варіативного вибору; завдання для удосконалення навичок мовлення. Ціль цих завдань - удосконалити навички різноманітних видів читання; розширити лексичний мінімум учнів; організувати перевірку розуміння прочитаного; розвиток навичок виявлення змістової інформації; формування навичок виконати змістову компресію тексту; удосконалити навички мовної компетенції.


Лупіка Л.В.

Методичний посібник "Розвиток навичок читання, перекладу та мовлення на заняттях іноземної мови (німецької)": Методичний посібник. - 2013. - 76 с.

Зміст

Вступ ……………………………………………………………………………с. 3

Teil mit den Texten und Aufgaben ……………………………………………c. 6

Jacob und Wilhelm Grimm "Dornröschen" ………………………………....c. 6

Johann Peter Hebel "Unverhofftes Wiedersehen" …………….…………...c. 11

J.W. Goethe "Gefunden" …………………………………………………….c. 14

Günter Grass "Kinderlied" ………………………………………………….c. 16

J. und W. Grimm "Der Rattenfänger von Hameln" ………………….……c. 18

J. und W. Grimm "Die sieben Schwaben" ………………………………….c. 20

Wolf Biermann ………………………………………………………………..c. 22

Ilse Aichinger "Das Fenster-Theater" ……………………………………....c. 25

Peter Bichsel "Die Tochter" ……………………………………………….…c. 29

Heinrich Böll "Der Lacher" ………………………………………………….c. 31

"Leider mtissen wir Ihnen mitteilen ..." ……………………………….……c. 34

Gewalt im Kinderzimmer …………………………………………………....c. 38

Ilse Aichinger "Seegeister" …………………………………………………..c. 41

Ilse Aichinger "Das Plakat" ……………………………………………….…c. 47

Gabriele Wohmann "Verjährt" ……………………………………………..c. 54

Barbara Frischmuth "Am hellen Tag" ……………………………………...c. 58

Висновки …………………………………………………………………...…с. 66

Список використаних джерел ……………………………………………..с. 75



Вступ

Die Einfürung in die literarische Analyse eines literarischen Textes.

Die Phasen der Analyse. Die ersten persönlichen subjektiven Reaktionen, Assoziationen; as erste Vorverständnis vom Text und von der Absicht des Autors. Die methodische Analyse des Textes. Auf der Grundlage der Textanalyse und der Berücksichtigung er ersten schriftgehaltenen Reaktionen baut man eine bewußtere perönliche Auseinandersetzung mit Text, d.h. die Analyse des Textes. Das Schema der linquistischen Textanalyse. Der Autor (Lebensdaten, Literaturgattung, Zeitperiode, die wichigsten Werke); Das Werk (Entstehungsgeschichte, Genre, Zeit der Entstehung, gechilderte Epoche). Die Berücksichtigung des biographischen und zeitgeschichtlichen Kontextes (etwa 5-7 Sätze).

Kurze Inhaltswiedergabe. Die Angaben von der Art des Textes, von den Namen der Hauptpersonen, von dem Ort und der Zeit der Handlung, von der Handlung selbst.(etwa 5 Sätze):

  • die Einleitung (Thema, Zeit, Ort, handelnde Personen, Genre)

  • Inhaltswiedergabe (Präsens, keine direkte Rede, wenige Adjektive)

  • Schlussfolgerung (der Problemenkreis)

Genrezugehörigkeit (charakteristische Züge). Die Formulierung des Themas, der Idee, der Absicht des Autors. Die Betrachtung der Mittel, die vom Autor gebraucht werden und zur Realisierung seiner Absicht beitragen:

  • Komposition (Zeit, Raum, Figur)

  • Erzähl-, Zeit-, Raumperspektive

  • Darstellungsarten

  • Arten der Rededarstellung

  • Sprachliche Textanalyse:

Phonetische Mittel: Abweichungen von der Normaussprache in Fremdwörtern, Dialektismen, volkstümlichen Wörtern, Kollokvialismen; Spezielle Mittel des Ausdrucks: Alliteration, Elision (Synkope, Apokope), Lautmalerei, Lautsymbolismus.

Lexikalische Mittel: Eigennamen; Wortbildung (Stammwörter), Komposita (Zusammensetzungen), Ableitungen; Entlehnte Wörter; Lexikalische Paradigmatik (Neologismen, Archaismen; allgemeinsprachliche und fachsprachliche Lexik, Termini, Dialektismen, Jargonismen; Hypo-, Hyperonyme; Synonyme, Antonyme; Vieldeutigkeit und Homonymie; Wortfamilie; Phraseologismen; übertragene Bedeutungen: Metapher, Metonymie, Hyperbel, Litotes; Tabu und Euphemismen ). Grammatische Mittel: Morphologie: Wortarten und Stil (nominal, verbal, adjektivisch); Zeit des Autors und der handelnden Personen (Zeitformen); Morphologische Formenbildung der Wortarten (normbesogen, veraltet); Gebrauch des Artikels und der Fügewörter.

Syntax: Der Satzbau (einfacher Satz: Wortfolge, Wortgruppen, Absonderungen, Wiederholungen, Vergleiche usw.; Zusammengesetzter Satz: Satzreihe, Satzgefüge, Satzperiode); syndethische, syndethische und polysyndethische Satzverbindung; Kommunikative Satztypek (Aussage, Aufforderung, Frage); Ellipse und unvollendete Sätze.

Textzusammenhang (Kohäsion): Einheit des Themas; Thematische Wiederholung, einfache und modifizierte; Konjunktionen; Adverbien und Pronominaladverbien; Pronomen als Wiederholungsmittel, anaphorisch und kataphorisch; Einheit der Zeit; Wechsel vom unbestimmten Artikel zum bestimmten; Mittel der Kompression und Kondensierung der Information (Pronomina).

Schlussfolgerung, persönliche Einstellung zum Problem. Die Stufen der Arbeit an der Inhaltswiedergabe: den Text durchlesen und herausfinden, worauf es ankommt; die Einleitung anfertigen (Autor, Genre, Benennung des Textes, Hauptpersonen, Thema oder Hauptgedanke); den Text abschnittsweise verkürzen; den Hauptteil der Inhaltsangabe endgültig zusammenstellen; den Schluss schreiben. Praktische Aufgaben.

In einem erzählenden (epischen) Werk unterscheidet man die Autorensprache und die Figurensprache. Bei der direkten Rede kommt der Urheber selbst zu Wort. Direkte jede äußert sich im Monolog oder Dialog. Sie wird durch einleitende erben (sagen, fragen usw.) eingeleitet. Die uneingeleitete Rede in einem Dialog heißt Blankdialog. Unausgesprochene Worte, Gedanken, Gefühle werden zu der direkten Rede durch die Verben: denken, träumen, sich überlegen usw. eingeleitet. Die indirekte Rede ist die Form der mittelbaren Redewiedergabe. Im Text erfüllt sie die kompositorische Funktion der Abwechslung: sie trägt zum Charakterisieren einer Person bei. Die erlebte Rede ist so eine Darstellung, wobei sich die Perspektive des Autors und die der Figur vereinigen, so dass eine Autor Personen - Perspektive entsteht. Eine Abart der erlebten Rede ist der innere Monolog. Er steht formal der direkten Rede nah. Er ist meist in der Ich - Form durchgeführt. Er legt seelische Probleme dar, Konflikte, erregte Gedankenabläufe.

Was ist ein Text? Ein Text ist keine Reihung von isolierten Einzelsätzen. Alle Sätze dienen dem Thema des ganzen Textes. Jeder Satz erklärt die folgenden Sätze. Jeder folgende Satz erklärt die vorhergehenden Sätze. Alles gehört und passt zusammen. Man kann die Reihenfolge der Sätze im Text nicht leicht ändern. Der ganze Text ist ein Gewebe.

Es gibt sujetlose und sujethafte Texte. Sujetlose Texte haben eine bestimmte Ordnung, z.B. Kalender, Telefonbuch, und die Grenze bleibt unüberschreitbar, z.B. einige griechische Legenden, Mythen. Sujethafte Texte haben auch eine Grenze, die Grenzüberschreitung ist auch verboten, aber es gibt auch eine bewegliche Figur, die diese Grenze überschreitet. Diese Überschreitung der Grenze führt zum Konflikt. Der Konflikt wird vorbereitet, dann erlebt er seinen

Höhepunkt (Kulmination) und wird gelöst (Katastrophe). Den früheren fünf Akten des klassischen Dramas entsprechen fünf Stadien der Handlung: Exposition (die Einleitung); Die Schürzung des Knotens (erregendes Moment); Die Steigerung der Handlung; Der Höhepunkt (Wendepunkt, Kulmination); Lösung des Knotens (Katastrophe); Postposition.



Teil mit den Texten und Aufgaben

Jacob und Wilhelm Grimm

"Dornröschen"

Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag "ach, wenn wir doch ein Kind hätten!" und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, dass ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach "dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen." Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude sich nicht zu lassen wußte und ein großes Fest anstellte. Er ladete nicht bloß seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so mußte eine von ihnen daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum, und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüßen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme "die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen." Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um und verließ den Saal. Alle waren erschrocken, da trat die zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte, und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie "es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt." Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte, ließ den Befehl ausgehen, dass alle Spindeln im ganzen Königreiche sollten verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die

Gaben der weisen Frauen sämtlich erfüllt, denn es war so schön, sittsam, freundlich und verständig, dass es jedermann, der es ansah, lieb haben mußte. Es geschah, dass an dem Tage, wo es gerade fünfzehn Jahr alt ward, der König und die Königin nicht zu Haus waren, und das Mädchen ganz allein im Schloß zurückblieb. Da ging es allerorten herum, besah Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, und kam endlich auch an einen alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf, und gelangte zu einer kleinen Türe. In dem Schloß steckte ein verrosteter Schlüssel, und als es umdrehte, sprang die Türe auf, und saß da in einem kleinen Stübchen eine alte Frau mit einer Spindel und spann emsig ihren Flachs.

"Guten Tag, du altes Mütterchen," sprach die Königstochter, "was machst du da?" "Ich spinne", sagte die Alte und nickte mit dem Kopf. "Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?" sprach das Mädchen, nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach sich damit in den Finger. In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder, das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf. Und dieser Schlaf verbreitete sich über das ganze Schloß: der König und die Königin, die eben heim gekommen waren und in den Saal getreten waren, fingen an einzuschlafen, und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, an den Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief. Und der Wind legte sich, und auf den Bäumen vor dem Schloß regte sich kein Blättchen mehr. Rings um das Schloß aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward und endlich das ganze Schloß umzog und darüber hinauswuchs, dass gar nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf dem Dach. Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter genannt, also dass von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloß dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmerlichen Todes. Nach langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land und hörte, wie ein alter Mann von der Dornenhecke erzählte, es sollte ein Schloß dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr schliefe der König und die Königin und der ganze Hofstaat. Er wußte auch von seinem Großvater, dass schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten, durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängen geblieben und eines traurigen Todes gestorben.

Da sprach der Jüngling "ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen." Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte. Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter große schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und ließen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als eine Hecke zusammen. Im Schloßhof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem Dache saßen die Tauben und hatten das Köpfchen unter den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken, und die Magd saß vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft werden. Da ging er weiter und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, dass einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief. Da lag es und war es so schön, daß er die Augen nicht abwenden konnte, und er bückte sich und gab ihm einen Kuß. Wie er es mit dem Kuß berührt hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte, und blickte ihn ganz freundlich an. Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und die Königin und der ganze Hofstaat, und sahen einander mit großen Augen an. Und die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich: die Jagdhunde sprangen und wedelten: die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen unterm Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld: die Riegen an den Wänden krochen weiter: das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte und kochte das Essen: der Braten fing wieder an zu brutzeln: und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, daß er schrie: und die Magd rupfte das Huhn fertig. Und da

wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.

Завдання до тексту:


  1. Уважно прочитайте текст. Перевірте, чи вірно ви зрозуміли його зміст. Перекладіть його зміст.

  2. Перекажіть зміст тексту, склавши до нього план.

  3. Складіть запитання до змісту тексту.

  4. Перекладіть наступні речення письмово:

    • Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag "ach, wenn wir doch ein Kind hätten!" und kriegten immer keins.

    • Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so mußte eine von ihnen daheim bleiben.

    • Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte, ließ den Befehl ausgehen, dass alle Spindeln im ganzen Königreiche sollten verbrannt werden.

    • Da ging es allerorten herum, besah Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, und kam endlich auch an einen alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf, und gelangte zu einer kleinen Türe.

    • In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder, das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf. Und dieser Schlaf verbreitete sich über das ganze Schloß: der König und die Königin, die eben heim gekommen waren und in den Saal getreten waren, fingen an einzuschlafen, und der ganze Hofstaat mit ihnen.

    • Da ging er weiter und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König und die Königin.

    • Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.



  1. Зробіть презентацію до твору.











Johann Peter Hebel

"Unverhofftes Wiedersehen"



In Falun in Schweden küßte vor guten fünfzig Jahren und mehr ein junger Bergmann seine junge hübsche Braut und sagte zu ihr: "Auf Sanct Luciä wird unsere Liebe von des Priesters Hand gesegnet. Dann sind wir Mann und Frau und bauen uns ein eigenes Nestlein." "Und Friede und Liebe soll darin wohnen", sagte die schöne Frau mit holdem Lächeln, "denn du bist mein Einziges und Alles, und ohne dich möchte ich lieber im Grab sein als an einem anderen Ort." Als sie aber vor Sanct Luciä der Pfarrer zum zweitenmal in der Kirche ausgerufen hatte: "So nun jemand Hindernis wüßte anzuzeigen, warum diese Personen nicht möchten ehelich zusammenkommen", da meldete sich der Tod.

Denn als der Jüngling den anderen Morgen in seiner schwarzen Bergmannskleidung an ihrem Haus vorbeiging, der Bergmann hat sein Totenkleid immer an, da klopfte er zwar noch einmal an ihrem Fenster und sagte ihr guten Morgen, aber keinen guten Abend mehr. Er kam nimmer aus dem Bergwerk zurück, und sie säumte vergeblich selbigen Morgen ein schwarzes Halstuch mit rotem Rand für ihn zum Hochzeitstag, sondern als er nimmer kam, legte sie es weg und weinte um ihn und vergaß ihn nie. Unterdessen wurde die Stadt Lissabon in Portugal durch ein Erdbeben zerstört, und der siebenjährige Krieg ging vorüber, und Kaiser Franz der Erste starb, und der Jesuiten-Orden wurde aufgehoben und Polen geteilt, und die Kaiserin Maria Theresia starb, und der Struensee wurde hingerichtet, Amerika wurde frei, und die vereinigte französische und spanische Macht konnte Gibraltar nicht erobern. Die Türken schlossen den General Stein in der Veteraner Höhle in Ungarn ein, und der Kaiser Joseph starb auch. Der König Gustav von Schweden eroberte russisch Finnland, und die französische Revolution und der lange Krieg fing an, und der Kaiser Leopold der Zweite ging auch ins Grab. Napoleon eroberte Preußen, und die Engländer bombardierten Kopenhagen, und die Ackerleute säeten und schnitten. Der Müller mahlte, und die Schmiede hämmerten, und die Bergleute gruben nach den Metalladern in ihrer unterirdischen Werkstatt. Als aber die Bergleute in Falun im Jahre 1809 etwas vor oder nach Johannis zwischen zwei Schachten eine Öffnung durchgraben wollten, gute dreihundert Ellen tief unter dem Boden, gruben sie aus dem Schutt und Vitriolwasser den Leichnam eines Jünglings heraus, der ganz mit Eisenvitriol durchdrungen, sonst aber unverwest und unverändert war; also daß man seine Gesichtszüge und sein Alter noch völlig erkennen konnte, als wenn er erst vor einer Stunde gestorben und ein wenig eingeschlafen wäre an der Arbeit.

Als man ihn aber zu Tag ausgefördert hatte, Vater und Mutter, Gefreundete und Bekannte waren schon lange tot, kein Mensch wollte den schlafenden Jüngling kennen oder etwas von seinem Unglück wissen, bis die ehemalige Verlobte des Bergmannes kam, der eines Tages auf die Schicht gegangen war und nimmer zurückkehrte. Grau und zusammengeschrumpft kam sie an einer Krücke an den Platz und erkannte ihren Bräutigam; und mehr mit freudigem Entzücken als mit Schmerz sank sie auf die geliebte Leiche nieder, und erst als sie sich von einer langen heftigen Bewegung des Gemüts erholt hatte, "es ist mein Verlobter", sagte sie endlich, "um den ich fünfzig Jahre lang getrauert hatte und den mich Gott noch einmal sehen läßt vor meinem Ende. Acht Tage vor der Hochzeit ist er auf die Grube gegangen und nimmer gekommen." Da wurden die Gemüter aller Umstehenden von Wehmut und Tränen ergriffen, als sie sahen die ehemalige Braut jetzt in der Gestalt des hingewelkten kraftlosen Alters und den Bräutigam noch in seiner jugendlichen Schöne, und wie in ihrer Brust nach fünfzig Jahren die Flamme der jugendlichen Liebe noch einmal erwachte; aber er öffnete den Mund nimmer zum Lächeln oder die Augen zum Wiedererkennen; und wie sie ihn endlich von den Bergleuten in ihr Stüblein tragen ließ, als die einzige, die ihm angehöre und ein Recht an ihn habe, bis sein Grab gerüstet sei auf dem Kirchhofe. Den anderen Tag, als das Grab gerüstet war auf dem Kirchhof und ihn die Bergleute holten, schloß sie ein Kästlein auf, legte ihm das schwarzseidene Halstuch mit roten Streifen um und begleitete ihn in ihrem Sonntagsgewand, als wenn es ihr Hochzeitstag und nicht der Tag seiner Beerdigung wäre. Denn als man ihn auf dem Kirchhof ins Grab legte, sagte sie: "Schlafe nun wohl, noch einen Tag oder zehn im kühlen Hochzeitbett, und laß dir die. Zeit nicht lang werden. Ich habe nur noch ein wenig zu tun und komme bald, und bald wird's wieder Tag." - "Was die Erde einmal wiedergegeben hat, wird sie zum zweitenmal auch nicht behalten", sagte sie, als sie fortging und noch einmal umschaute.

Завдання до тексту:


  1. Уважно прочитайте текст. Перевірте, чи вірно ви зрозуміли його зміст. Перекладіть його зміст.

  2. Перекажіть зміст тексту, склавши до нього план.

  3. Складіть запитання до змісту тексту.









J.W. Goethe

"Gefunden"

Ich ging im Walde.

So für mich hin,

Und nichts zu suchen,

Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich

Ein Blümchen stehn,

Wie Sterne leuchtend,

Wie Äuglein schön.

Ich wollt`es brechen,

Da sagt´es fein:

"Soll ich zum Welken

Gebrochen sein?"

Ich grub´s mit allen

Den Würzlein aus,

Zum Garten trug ich´s

Am hübschen Haus.

Und pflanzt´es wieder

Am stillen Ort;

Nun zweigt es immer

Und blüht so fort.

Завдання до тексту:


  1. Уважно прочитайте текст. Перевірте, чи вірно ви зрозуміли його зміст. Перекладіть його зміст.

  2. Визначте в якому жанрі написано цей вірш.

  3. Зробіть свій власний переклад цього вірша.

  4. Зробіть яскраву ілюстрацію до цього вірша.

  5. Вивчіть напам'ять вірш.






Günter Grass

"Kinderlied"

Wer ....... hier, hat ....... ?

Hier hat sich´s .......... .

Wer hier ....... , macht Verdacht,

dass er aus Gründen ........ .

Wer ......... hier, hat ....... ?

Hier wird nicht mehr ........ .

Wer hier ........ , der auch meint,

dass er aus Gründen ........ .

Wer .......... hier, ....... im Sand?

Wer .......... , muss an die Wand,

hat sich beim ........ die Hand

gründlich ....... , verbrannt.

Wer ........ hier, ist .......?

Wer ......... , ist abgeworben.

Wer hier ........ , unverdorben,

ist ohne Grund ......... .

Wer ....... hier, ....... und ..........?

Wer ...... , wird angezeigt.

Wer hier ....... , hat ........ ,

wo seine Gründe liegen.

Завдання до тексту:


  1. Уважно прочитайте вірш. Перекладіть його зміст.

  2. Вставте наступні слова за змістом: auslachen, lachen, schweigen, Spiel, spielen, sprechen, sterben, verschweigen, verspielen, versterben.

  3. Дайте відповіді на наступні запитання:

1) Wie lässt sich das "hier" des Gedichtes umschreiben?

2) Wer ist eigentlich der Sprecher?

3) Welche Wiederholungen fallen auf?

4) Warum nennt Günter Grass das Gedicht wohl "Kinderlied"?

  1. Analysieren Sie den Textbau, den Versmaß und den Reim des

Gedichtes "Kinderlied".





















J. und W. Grimm

"Der Rattenfänger von Hameln"

Im Jahre 1284 kam ein seltsam aussehender Mann nach Hameln. Er hatte bunte Kleider an und sagte: "Ich bin Rattenfänger; für 1000 Taler werde ich die Stadt von allen Mäusen und Ratten befreien." Die Bürger der Stadt versprachen ihm den Lohn, den er verlangte, und der Rattenfänger zog ein Pfeifchen heraus und fing an zu pfeifen. Da kamen gleich die Ratten und Mäuse aus allen Häusern heraus und sammelten sich um ihn.

Er ging pfeifend aus der Stadt hinaus und in den Fluß Weser hinein. Die große Schar von Tieren folgte ihm ins Wasser und ertrank. Aber als die Ratten und Mäuse verschwunden waren, wollten die Bürger dem Rattenfänger seinen Lohn nicht bezahlen. Ohne ein Wort ging er davon. Am 26. Juni kam er jedoch, mit einer roten Mütze als Jäger verkleidet, nach Hameln zurück. Während alle Erwachsenen in der Kirche waren, ließ er seine Pfeife wieder durch die Stadt ertönen. Diesmal kamen nicht die Ratten und Mäuse, sondern die Kinder, Jungen und Mädchen, in großer Zahl angelaufen. Diese führte er, immer spielend, zum Osttor der Stadt hinaus zu einem Berg, wo er mit ihnen verschwand. Nur zwei Kinder kamen zurück, weil sie zurückgeblieben waren: Das eine war blind, so daß es den Platz nicht zeigen konnte; das andere war stumm, so daß es nichts erzählen konnte. Und ein kleiner Junge war dem Unglück ganz entgangen, weil er zurückgelaufen war,

um seinen Mantel zu holen. Man sagt, der Rattenfänger hat die Kinder in eine Höhle geführt und ist mit ihnen bis nach Siebenbürgen in Rumänien gewandert. 130 Kinder waren verloren.

Завдання до тексту:


  1. Уважно прочитайте текст. Перекладіть його зміст.

  2. Schreiben Sie die Nacherzählung des Märchens (der Sage) und

vergleichen sie mit der Inhaltswiedergabe. Welche Unterschiede gibt es

dazwischen?

  1. Welche Beziehung besteht zwischen den Hauptpersonen des

Märchens? Erstellen Sie eine Skizze der Figurenkonstellation nach

folgendem Muster:

Der Rattenfänger: Beziehung Die Bürger der Stadt: (Eigenschaften) (Eigenschaften).


  1. Was symbolisieren die Kinder in der Sage?

  2. Bestimmen Sie den Stil der Sprache im Märchen. Begründen Sie

Ihre Meinung und führen die Beispiele an.

  1. Suchen Sie folgende stilistische Mittel im Text: konkretisierende und bewertende Epitheta, Antithese, synonymische Wiederholung, grammatischen Parallelismus, Parataxe, Adverbialpartizipien.

  2. Fühlen sie das Raster aus.


WAS?

WIE?

WOZU?

Der äußere Aufbau


    Der innere Aufbau


      Die Perspektive


        Darstellungsarten


          Stilistische Mittel




          J. und W. Grimm

          "Die sieben Schwaben"

          Zwischen den Flüssen Lech und Rhein wohnen die Schwaben. Sie sind als besonders tüchtige und sparsame Leute bekannt. In den vielen Erzählungen von den "Sieben Schwaben", wie sie z.B. in der Sammlung der Gebrüder Grimm (Anfang des 19. Jahrhunderts) zu finden sind, werden sie jedoch als ängstlich, angeberisch und dumm verspottet. Einmal kamen die sieben Schwaben zusammen. Der erste war der Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte der Jergli, der fünfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente der Veitli. Sie wollten durch die Welt wandern und große Abenteuer erleben! Damit sie aber gut bewaffnet waren, ließen sie sich einen langen, starken Spieß machen. An dem hielten sich alle sieben fest. Vorne ging der tapferste, das war der Herr Schulz; ihm folgten die anderen der Reihe nach und ganz hinten kam der Veitli. So marschierten sie in die Welt hinaus. Es war Frühsommer, die Vögel sangen, und die Bauern machten Heu auf den Wiesen. Eines Tages waren sie einen weiten Weg gegangen. Es war Abend, und sie sahen in der Ferne schon das Dorf, in dem sie übernachten wollten.

          Da kam plötzlich hinter einem Busch eine große Hornisse hervor; sie

          flog an ihnen vorbei und brummelte ganz feindlich. Der Herr Schulz erschrak sehr: "Hört! Hört!", rief er, "ich höre eine Trommel!" Der Schweiß brach ihm am ganzen Leib aus. Der Jackli, der hinter ihm ging und den Spieß hielt, schrie: "Und ich kann schon das Pulver riechen." Da ließ der Herr Schulz den Spieß fallen, rannte davon und sprang über einen Zaun. Da lag ein Rechen. Der Herr Schulz sprang auf den Rechen, und der Rechenstiel schlug ihm fürchterlich ins Gesicht. Da ging der Herr Schulz in die Knie, hielt sich die Augen zu und schrie: "Ich ergebe mich, ich ergebe mich! Nehmt mich gefangen!" Die anderen sechs warfen auch sofort den Spieß weg und riefen: "Wir auch! Wir auch! Wir auch!" Endlich, als sie merkten, daß gar kein Feind da war, der sie fangen wollte, suchten sie ihren Spieß wieder und schämten sich sehr. Und damit sie von den Leuten nicht ausgelacht würden, versprachen sie einander: "Keiner erzählt etwas davon!" Aber die Leute erfuhren es doch und lachten wieder einmal über einen "Schwabenstreich".

          Завдання до тексту:


          1. Versuchen Sie am Beispiel dieser zwei Texte die wichtigsten und

          typischen Elemente des Märchens herauszufinden.

          1. Welche zwei Räume kann man im folgenden Text aussondern? Zeigen Sie die Grenze.

          2. Welche Wörter und Wendungen dienen im Märchen als Mittel

          von Humor und Satire?

          1. Suchen Sie die Lexik heraus, die zu einem bestimmten

          semantischen Feld gehört. Was für ein Feld ist das?





          Wolf Biermann


          Das Märchen vom kleinen Herrn Moritz, der eine Glatze kriegte. Es war einmal ein kleiner älterer Herr, der hieß Herr Moritz und hatte sehr große Schuhe und einen schwarzen Mantel dazu und einen langen schwarzen Regenschirmstock, und damit ging er oft spazieren. Als nun der lange Winter kam, der längste Winter auf der Welt in Berlin, da wurden die Menschen allmählich böse. Die Autofahrer schimpften, weil die Straßen so glatt waren, daß die Autos ausrutschten. Die Verkehrspolizisten schimpften, weil sie immer auf der kalten Straße rumstehen mußten. Die Verkäuferinnen schimpften, weil ihre Verkaufsläden so kalt waren. Die Männer von der Müllabfuhr schimpften, weil der Schnee gar nicht alle wurde. Der Milchmann schimpfte, weil ihm die Milch in den Milchkannen zu Eis gefror. Die Kinder schimpften, weil ihnen die Ohren ganz rot gefroren waren, und die Hunde bellten vor Wut über die Kälte schon gar nicht mehr, sondern zitterten nur noch und klapperten mit den Zähnen vor Kälte, und das sah auch sehr böse aus. An einem solchen kalten Schneetag ging Herr Moritz mit seinem blauen Hut spazieren, und er dachte: "Wie böse die Menschen alle sind, es wird höchste Zeit, daß wieder Sommer wird und Blumen wachsen." Und als er so durch die schimpfenden Leute in der Markthalle ging, wuchsen ganz schnell und ganz viel Krokusse, Tulpen und Maiglöckchen und Rosen und Nelken, auch Löwenzahn und Margeriten. Er merkte es aber erst gar nicht, und dabei war schon längst sein Hut vom Kopf hochgegangen, weil die Blumen immer mehr wurden und auch immer länger. Da blieb vor ihm eine Frau steht und sagte: "Oh, Ihnen wachsen aber schöne Blumen auf dem Kopf!" "Mir Blumen auf dem Kopf!" sagte Herr Moritz, "so was gibt es gar nicht!" "Doch! Schauen Sie hier in das Schaufenster, Sie können sich darin spiegeln. Darf ich eine Blume abpflücken?" Und Herr Moritz sah im Schaufensterspiegelbild, daß wirklich Blumen auf seinem Kopf wuchsen, bunte und große, vielerlei Art, und er sagte: "Aber bitte, wenn Sie eine wollen..." "Ich möchte gerne eine kleine Rose", sagte die Frau und pflückte sich eine. "Und ich eine Nelke für meinen Bruder", sagte ein kleines Mädchen, und Herr Moritz bückte sich, damit das Mädchen ihm auf den Kopf langen konnte. Er brauchte sich aber nicht so sehr tief zu bücken, denn er war etwas kleiner als andere Männer. Und viele Leute kamen und brachen sich Blumen vom Kopf des kleinen Herrn Moritz, und es tat ihm nicht weh, und die Blumen wuchsen immer gleich nach, und es kribbelte so schön am Kopf, als ob ihn jemand freundlich streichelte, und Herr Moritz war froh, daß er den Leuten mitten im kalten Winter Blumen geben konnte. Immer mehr Menschen kamen zusammen und lachten und wunderten sich und brachen sich Blumen vom Kopf des kleinen Herrn Moritz, und keiner, der eine Blume erwischt hatte, sagte an diesem Tag noch ein böses Wort.

          Aber da kam auf einmal auch der Polizist Max Kunkel. Max Kunkel war schon seit zehn Jahren in der Markthalle als Markthallenpolizist tätig, aber so was hatte er noch nicht gesehen! Mann mit Blumen auf dem Kopf! Er drängelte sich durch die vielen lauten Menschen, und als er vor dem kleinen Herrn Moritz stand, schrie er: "Wo gibt's denn so was! Blumen auf dem Kopf, mein Herr! Zeigen Sie doch mal bitte sofort Ihren Personalausweis!" Und der kleine Herr Moritz suchte und suchte und sagte verzweifelt: "Ich habe ihn doch immer bei mir gehabt, ich hab ihn doch in der Tasche gehabt!" Und je mehr er suchte, um so mehr verschwanden die Blumen auf seinem Kopf. "Aha", sagte der Polizist Max Kunkel, "Blumen auf dem Kopf haben Sie, aber keinen Ausweis in der Tasche!" Und Herr Moritz suchte immer ängstlicher seinen Ausweis und war ganz rot vor Verlegenheit, und je mehr er suchte - auch im Jackenfutter, um so mehr schrumpften die Blumen zusammen, und der Hut ging allmählich wieder runter auf den Kopf! In seiner Verzweiflung nahm Herr Moritz seinen Hut ab, und siehe da, unter dem Hut lag in der abgegriffenen Gummihülle der Personalausweis. Aber was noch!? Die Haare waren alle weg! Kein Haar mehr auf dem Kopf hatte der kleine Herr Moritz. Er strich sich verlegen über den kahlen Kopf und setzte dann schnell den Hut drauf. "Na, da ist ja der Ausweis", sagte der Polizist Max Kunkel freundlich, "und Blumen haben Sie ja wohl auch nicht mehr auf dem Kopf, wie?!" "Nein...", sagte Herr Moritz und steckte schnell seinen Ausweis ein und lief, so schnell man auf den glatten Straßen laufen konnte, nach Hause. Dort stand er lange vor dem Spiegel und sagte zu sich: "Jetzt hast du eine Glatze, Herr Moritz!".

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          1. Lesen und übersetzen den Text

          2. Zu welchem Genre gehört dieser Text? Nennen Sie typische. Merkmale. Warum greift der Autor zu diesem Genre? Welche Abweichungen von diesem Genre finden Sie?

          3. Wie viele Teile und welche Räume kann man in diesem Text aussondern?

          4. Welche Rolle spielt hier die Farbtechnik?

          5. Welche Darstellungsart spielt hier eine besondere Rolle?

          6. Wie verstehen Sie den Terminus "Aus-der-Rolle-Fallen"?





          Ilse Aichinger

          "Das Fenster-Theater"

          Ilse Aichinger wurde 1921 in Wien geboren. Die Erfahrung der Verfolgung durch die Nationalsozialisten war für sie ein wesentlicher Grund zu schreiben. Sie wurde Mitglied der "Gruppe 47" und erhielt für ihre Hörspiele und Kurzgeschichten mehrere Literaturpreise.

          Die Frau lehnte am Fenster und sah hinüber. Der Wind trieb in leichten Stößen vom Fluß herauf und brachte nichts Neues. Die Frau hatte den starren Blick neugieriger Leute, die unersättlich sind. Es hatte ihr noch niemand den Gefallen getan, vor ihrem Haus niedergefahren zu werden. Außerdem wohnte sie im vorletzten Stock, die Straße lag zu tief unten. Der Lärm rauschte nur mehr leicht herauf. Alles lag zu tief unten. Als sie sich eben vom Fenster abwenden wollte, bemerkte sie, daß der Alte gegenüber Licht angedreht hätte. Da es noch ganz hell war, blieb dieses Licht für sich und machte den merkwürdigen Eindruck, den aufflammende Straßenlaternen unter der Sonne machen. Als hätte einer an seinen Fenstern die Kerzen angesteckt, noch ehe die Prozession die Kirche verlassen hat. Die Frau blieb am Fenster. Der Alte öffnete und nickte herüber. Meint er mich? dachte die Frau. Die Wohnung über ihr stand leer, und unterhalb lag eine Werkstatt, die um diese Zeit schon geschlossen war. Sie bewegte leicht den Kopf. Der Alte nickte wieder. Er griff sich an die Stirne; entdeckte, daß er keinen Hut aufhatte, und verschwand im Innern des Zimmers.

          Gleich darauf kam er in Hut und Mantel wieder. Er zog den Hut und lächelte. Dann nahm er ein weißes Tuch aus der Tasche und begann zu winken. Erst leicht und dann immer eifriger. Er hing über die Brüstung, daß man Angst bekam, er würde vornüberfallen. Die Frau trat einen Schritt zurück, aber das schien ihn nur zu bestärken. Er ließ das Tuch fallen, löste seinen Schal vom Hals - einen großen bunten Schal - und ließ ihn aus dem Fenster wehen. Dazu lächelte er. Und als sie noch einen weiteren Schritt zurücktrat, warf er den Hut mit einer heftigen Bewegung ab und wand den Schal wie einen Turban um seinen Kopf. Dann kreuzte er die Arme über der Brust und verneigte sich. Sooft er aufsah, kniff er das linke Auge zu, als herrsche zwischen ihnen ein geheimes Einverständnis. Das bereitete ihr solange Vergnügen, bis sie plötzlich nur mehr seine Beine in dünnen, geflickten Samthosen in die Luft ragen sah. Er stand auf dem Kopf. Als sein Gesicht gerötet, erhitzt und freundlich wieder auftauchte, hatte sie schoii die Polizei verständigt.

          Und während er, in ein Leintuch gehüllt, abwechselnd an beiden Fenstern erschien, unterschied sie schon drei Gassen weiter über dem Geklingel der Straßenbahnen und dem gedämpften Lärm der Stadt das Hupen des Überfallautos. Denn ihre Erklärung hatte nicht sehr klar und ihre Stimme, erregt geklungen. Der alte Mann lachte jetzt, so daß sich sein Gesicht in tiefe Falten legte, streifte dann mit einer vagen Gebärde darüber, wurde ernst, schien das Lachen eine Sekunde lang in der hohlen Hand zu halten und warf es dann hinüber. Erst als der Wagen schon um die Ecke bog, gelang es der Frau, sich von seinem Anblick loszureißen.

          Sie kam atemlos unten an. Eine Menschenmenge hatte sich um den Polizeiwagen gesammelt. Die Polizisten waren abgesprungen, und die Menge kam hinter ihnen und der Frau her. Sobald man die Leute zu verscheuchen suchte, erklärten sie einstimmig, in diesem Hause zu wohnen. Einige davon kamen bis zum letzten Stock mit. Von den Stufen beobachteten sie, wie die Männer, nachdem ihr Klopfen vergeblich blieb und die Glocke allem Anschein nach nicht funktionierte, die Tür aufbrachen. Sie arbeiteten schnell und mit einer Sicherheit, von der jeder Einbrecher lernen konnte. Auch in dem Vorraum, dessen Fenster auf den Hof sahen, zögerten sie nicht eine Sekunde. Zwei von ihnen zogen die Stiefel aus und schlichen um die Ecke. Es war inzwischen finster geworden. Sie stießen an einen Kleiderständer, gewahrten den Lichtschein am Ende des schmalen Ganges und gingen ihm nach. Die Frau schlich hinter ihnen her.

          Als die Tür aufflog, stand der alte Mann mit dem Rücken zu ihnen gewandt noch immer am Fenster. Er hielt ein großes weißes Kissen auf dem Kopf, das er immer wieder abnahm, als bedeutete er jemandem, daß er schlafen wolle. Den Teppich, den er vom Boden genommen hatte, trug er um die Schultern. Da er schwerhörig war, wandte er sich auch nicht um, als die Männer schon knapp hinter ihm standen und die Frau über ihn hinweg in ihr eigenes finsteres Fenster sah. Die Werkstatt unterhalb war, wie sie angenommen hatte, geschlossen. Aber in die Wohnung oberhalb mußte eine neue Partei eingezogen sein. An eines der erleuchteten Fenster war ein Gitterbett geschoben, in dem aufrecht ein kleiner Knabe stand. Auch er trug sein Kissen auf dem Kopf und die Bettdecke um die Schultern. Er sprang und winkte herüber und krähte vor Jubel. Er lachte, strich mit der Hand über das Gesicht, wurde ernst und schien das Lachen eine Sekunde lang in der hohlen Hand zu halten. Dann warf er es mit aller Kraft den Wachleuten ins Gesicht.

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          1. Lesen und übersetzen den Text

          2. Wie verstehen Sie die Überschrift?

          3. Welche Beziehung besteht zwischen den Hauptpersonen der Erzählung? Erstellen Sie eine Skizze der Figurenkonstellation etwa nach folgendem Muster:

          (Beziehung)

          Die Frau: <--------------------------------------> Der Mann:

          (Eigenschaften) (Eigenschaften)

          Welche Rolle spielt das Kind in dieser Beziehung? Berücksichtigen Sie auch das Leitmotiv.


          1. Beschreiben Sie den Handlungsaufbau. Zeichnen Sie eine Spannungskurve, auf der Sie die wichtigsten Ereignisse eintragen. Wo liegt der Höhepunkt der Handlung?

          2. Wie ist der zeitliche Ablauf der Handlung gegliedert? Wo wird sie verlangsamt und wo gerafft? Untersuchen Sie das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit.

          3. Welche Bedeutung hat in dem Text die Topologie (Räume, Ort, nähere Umgebung usw.)? Achten Sie auch auf die Erzählerperspektive.

          4. Sie haben an diesem Beispiel eine Kurzgeschichte untersucht. Fassen Sie die Merkmale zusammen, an denen man eine Kurzgeschichte erkennt.







          Peter Bichsel

          "Die Tochter"

          Abends warteten sie auf Monika. Sie arbeitete in der Stadt, die Bahnverbindungen sind schlecht. Sie, er und seine Frau, saßen am Tisch und warteten auf Monika. Seit sie in der Stadt arbeitete, aßen sie erst um halb acht. Früher hatten sie eine Stunde eher gegessen. Jetzt warteten sie täglich eine Stunde am gedeckten Tisch, an ihren Plätzen, der Vater oben, die Mutter auf dem Stuhl nahe der Küchentür, sie warteten vor dem leeren Platz Monikas. Einige Zeit später dann auch vor dem dampfenden Kaffee, vor der Butter, dem Brot, der Marmelade. Sie war größer gewachsen als sie, sie war auch blonder und hatte die Haut, die feine Haut der Tante Maria. "Sie war immer ein liebes Kind", sagte die Mutter, während sie warteten. In ihrem Zimmer hatte sie einen Plattenspieler und sie brachte oft Platten mit aus der Stadt, und sie wusste, wer darauf sang. Sie hatte auch einen Spiegel und verschiedene Fläschchen und Döschen, einen Hocker aus marokkanischem Leder, eine Schachtel Zigaretten.

          Der Vater holte sich seine Lohntüte auch bei einem Bürofräulein. Er sah dann die vielen Stempel auf einem Gestell, bestaunte das sanfte Geräusch der Rechenmaschine, die blondierten Haare des Fräuleins, sie sagte freundlich "Bitte schön", wenn er sich bedankte. Über Mittag blieb Monika in der Stadt, sie aß eine Kleinigkeit, wie sie sagte, in einem Tearoom. Sie war dann ein Fräulein, das in Tearooms lächelnd Zigaretten raucht. Oft fragten sie sie, was sie alles getan habe in der Stadt, im Büro. Sie wusste aber nichts zu sagen. Dann versuchten sie wenigstens sich genau vorzustellen, wie sie beiläufig in der Bahn ihr rotes Etui mit dem Abonnement aufschlägt und vorweist, wie sie den Bahnsteig entlanggeht, wie sie sich auf dem Weg ins Büro angeregt mit Freundinnen unterhält, wie sie den Gruß eines Herrn lächelnd erwidert. Und dann stellten sie sich mehrmals vor in dieser Stunde, wie sie heimkommt, die Tasche und ein Modejournal unter dem Arm, ihr Parfüm; stellten sich vor, wie sie sich an ihren Platz setzt, wie sie dann zusammen essen würden. Bald wird sie sich in der Stadt ein Zimmer nehmen, das wussten sie, und dass sie dann wieder um halb sieben essen wurden, dass der Vater nach der Arbeit wieder seine Zeitung lesen würde, dass es dann kein Zimmer mehr mit Plattenspieler gäbe, keine Stunde des Wartens mehr. Auf dem Schrank stand eine Vase aus blauem schwedischem Glas, eine Vase aus der Stadt, ein Geschenkvorschlag aus dem Modejournal. "Sie ist wie deine Schwester" sagte die Frau, "sie hat das alles von deiner Schwester. Erinnerst du dich, wie schön deine Schwester singen konnte?" "Andere Mädchen rauchen auch", sagte die Mutter. "Ja", sagte er, "das habe ich auch gesagt." "Ihre Freundin hat kürzlich geheiratet", sagte die Mutter. Sie wird auch heiraten, dachte er, sie wird in der Stadt wohnen. Kürzlich hatte er Monika gebeten: "Sag mal etwas auf Französisch." - "Ja", hatte die Mutter wiederholt, "sag mal etwas auf Französisch." Sie wusste aber nichts zu sagen. Stenografieren kann sie auch, dachte er jetzt. "Für uns wäre das zu schwer", sagten sie oft zueinander. Dann stellte die Mutter den Kaffee auf den Tisch. "Ich habe den Zug gehört", sagte sie.

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          1. Lesen und übersetzen den Text

          2. Wie verstehen Sie die Überschrift? Welche Beziehung besteht zwischen den Hauptpersonen der Erzählung?

          3. Übersetzen den Text.



          Heinrich Böll

          "Der Lacher"

          Wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde, befällt mich Verlegenheit: ich werde rot, stammele, ich, der ich sonst als ein sicherer Mensch bekannt bin. Ich beneide die Leute, die sagen können: ich bin Maurer. Friseuren, Buchhaltern und Schriftstellern neide ich die Einfachheit ihrer Bekenntnisse, denn alle diese Berufe erklären sich aus sich selbst und erfordern keine längeren Erklärungen. Ich aber bin gezwungen, auf solche Fragen zu antworten: "Ich bin Lacher." Ein solches Bekenntnis erfordert weitere, da ich auch die zweite Frage "Leben Sie davon?" wahrheitsgemäß mit "Ja" beantworten muß. Ich lebe tatsächlich von meinem Lachen, und ich lebe gut. denn mein Lachen ist - kommerziell ausgedrückt - gefragt. Ich bin ein guter, bin ein gelernter Lacher, kein anderer lacht so wie ich. keiner beherrscht so die Nuancen meiner Kunst. Lange Zeit habe ich mich - um lästigen Erklärungen zu entgehen - als Schauspieler bezeichnet, doch sind meine mimischen und sprecherischen Fähigkeiten so gering, daß mir diese Bezeichnung als nicht der Wahrheit gemäß erschien: ich liebe die Wahrheit, und die Wahrheit ist: ich bin Lacher. Ich bin weder Clown noch Komiker, ich erheitere die Menschen nicht, sondern stelle Heiterkeit dar: ich lache wie ein römischer Imperator oder wie ein sensibler Abiturient, das Lachen des 17.

          Jahrhunderts ist mir so geläufig wie das des 19. und wenn es sein muß, lache ich alle Jahrhunderte, alle Gesellschaftsklassen, alle Altersklassen durch: ich hab's einfach gelernt, so wie man lernt. Schuhe zu besohlen. Das Lachen Amerikas ruht in meiner Brust, das Lachen Afrikas, weißes, rotes, gelbes Lachen - und gegen ein entsprechendes Honorar lasse ich es erklingen, so wie die Regie es vorschreibt. Ich bin unentbehrlich geworden, ich lache auf Schallplatten, lache auf Band, und die Hörspielregisseure behandeln mich rücksichtsvoll. Ich lache schwermütig, gemäßigt, hysterisch - lache wie ein Straßenbahnschaffner oder wie ein Lehrling der Lebensmittelbranche; das Lachen am Morgen, das Lachen am Abend, nächtliches Lachen und das Lachen der Dämmerstunde, kurzum: wo immer und wie immer gelacht werden muß: ich mache es schon.

          Man wird mir glauben, daß ein solcher Beruf anstrengend ist, -zumal ich - das ist meine Spezialität - auch das ansteckende Lachen beherrsche; so bin ich unentbehrlich geworden auch für Komiker dritten und vierten Ranges, die mit Recht um ihre Pointen zittern, und ich sitze fast jeden Abend in den Varietes herum als eine subtilere Art Claqueur, um an schwachen Stellen des Programms ansteckend zu lachen. Es muß Maßarbeit sein: mein herzhaftes, wildes Lachen darf nicht zu früh, darf auch nicht zu spät, es muß im richtigen Augenblick kommen -dann platze ich programmgemäß aus, die ganze Zuhörerschaft brüllt mit, und die Pointe ist gerettet. Ich aber schleiche dann erschöpft zur Garderobe, ziehe meinen Mantel über, glücklich darüber, daß ich endlich Feierabend habe. Zu Hause liegen meist Telegramme für mich "Brauchen dringend Ihr Lachen. Aufnahme Dienstag", und ich hocke wenige Stunden später in einem überheizten D-Zug und beklage mein Geschick. Jeder wird begreifen, daß ich nach Feierabend oder im Urlaub wenig Neigung zum Lachen verspüre: der Melker ist froh, wenn er die Kuh, der Maurer glücklich, wenn er den Mörtel vergessen darf, und die Tischler haben zu Hause meistens Türen, die nicht funktionieren, oder Schubkästen, die sich nur mit Mühe öffnen lassen. Zuckerbäcker lieben saure Gurken, Metzger Marzipan, und der Bäcker zieht die Wurst dem Brot vor; Stierkämpfer lieben den Umgang mit Tauben. Boxer werden blaß, wenn ihre Kinder Nasenbluten haben: ich verstehe das alles, denn ich lache nach Feierabend nie. Ich bin ein todernster Mensch, und die Leute halten mich - vielleicht mit Recht für einen Pessimisten. In den ersten Jahren unserer Ehe sagte meine Frau oft zu mir: "Lach doch mal!", aber inzwischen ist ihr klargeworden, daß ich diesen Wunsch nicht erfüllen kann. Ich bin glücklich, wenn ich meine angestrengten Gesichtsmuskeln, wenn ich mein strapaziertes Gemüt durch tiefen Ernst entspannen darf. Ja, auch das Lachen anderer macht mich nervös, weil es mich zu sehr an meinen Beruf erinnert. So führen wir eine stille, eine friedliche Ehe, weil auch meine Frau das Lachen verlernt hat: hin und wieder ertappe ich sie bei einem Lächeln, und dann lächele auch ich. Wir sprechen leise miteinander, denn ich hasse den Lärm des Varietes, hasse den Lärm, der in den Autnahmeräumen herrschen kann. Menschen, die mich nicht kennen, halten mich für verschlossen. Vielleicht bin ich es, weil ich zu oft meinen Mund zum Lachen öffnen muß. Mit unbewegter Miene gehe ich durch mein eigenes Leben, erlaube mir nur hin und wieder ein sanftes Lächeln, und ich denke oft darüber nach, ob ich wohl je gelacht habe. Ich glaube: nein. Meine Geschwister wissen zu berichten. daß ich immer ein ernster Junge gewesen sei. So lache ich auf vielfältige Weise, aber mein eigenes Lachen kenne ich nicht.

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          1. Lesen und übersetzen den Text

          2. Wie verstehen Sie die Überschrift? Welche Beziehung besteht zwischen den Hauptpersonen der Erzählung?

          3. Finden Sie falsch:

          • Ich beneide die Frau, die sagt können: ich bin Maurer.

          • Jahrhunderts ist mir so geläufig wie das des 30. und wenn es sein muß, lache ich alle Jahrhunderte.

          • Das Lachen Deutschen ruht in meiner Brust, das Lachen Afrikas, weißes, rotes, gelbes Lachen - und gegen ein entsprechendes Honorar lasse ich es erklingen, so wie die Regie es vorschreibt.

          • Zuckerbäcker lieben Süßigkeiten, Metzger Marzipan, und der Bäcker zieht die Wurst dem Brot vor; Stierkämpfer lieben den Umgang mit Tauben.

          • Ich bin ein todernster Mensch, und die Leute halten mich - vielleicht mit Recht für einen Optimisten.


          "Leider mtissen wir Ihnen mitteilen ..."

          (Zum richtigen Umgang mit Absagen)


          Nicht schon wieder eine Absage! Wer einen Ausbildungsplatz sucht, braucht starke Nerven. Denn er muss standig damit rechnen, eine Absage im Briefkasten zu finden. Nach Angaben des Bonner Bundesinstituts fur Berufsbildung verschickte jeder Kandidat vor drei Jahren im Schnitt 20 Bewerbungen und wurde zu vier Vorstellungsgesprachen geladen. Vergangenes Jahr waren es bereits 30 Bewerbungen, aber weiterhin nur vier Gesprache.

          In diesern Jahr fehlen wieder viele Ausbildungsplatze, auch wenn sich die Lage ein wenig entspannt hat. Auf Absagen sollte man also gefasst sein. "Man muss sich genau fragen: Woran liegt es, was kann ich besser machen?", sagt Peter-Werner Kloas, Berufsbildungsexperte. Im Ablehnungsschreiben findet er meist keine Antwort: "Die Firmcn reden in den seltensten Fallen Klartext tiber mangelnde Bewerberqualifikationen", sagt Kloas. Stattdessen verschicken sie Textbausteine. Da heiBt es dann zum Beispiel: "Aufgrund der Vielzahl an Bewerbungen konnen wir Sic leider nicht berucksichtigen."

          Das hilft niemandem weitcr. Ob es sich lohnt, auf eine solche Standardabsage hin bei der Firma nachzufragen, hangt vom Einzelfall ab: Bei großen Unternehmen sei es selten sinnvoll, meint Kloas, beim Handwerksbetrieb konne es sich lohnen. "Wenn man berechtigterweise meint, dass man eine große Chance gehabt haben musste, die nachste Bewerbungsrunde zu erreichen, kann man nachhaken", empfiehlt Timo Parra von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande in Berlin. "Vielleicht erinnert sich der Verantwortliche ja an die Bewerbung und kann sagen, dass dies und das nicht gepasst hat." Wer in it seiner schriftlichen Bewerbung immer wieder abblitzt, muss sich irgendwann fragen, ob er mit der angepeilten Ausbildung nicht doch danebenliegt. Allerdings soll er sich nicht zu schnell aus der Ruhe bringen lassen, rät Kloas: Wenn das ein gefestigter Berufswunsch ist und man ihn zum Beispiel durch Tests untermauert hat, würde ich auch nach 15 Absagen nicht aufhören."

          Dasselbe gilt, wenn man schon zu mindestens einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde und da nach eine Absage bekommen hat. "Wenn man zu einem Vorsfellungsgespräch eingeladen wird, nimmt sich der Verantwortliche Zeit - und das macht er nur, wenn der Bewerber fur ihn interessant ist", sagt Parra. Im Gegensatz zur Absage auf eine schriftliche Bewerbung heißt es hier in jedem Fall, nachzuhaken. Ein bisschen freundliche Hartnäckigkeit könne dabei nicht schaden: "Wenn es nur heißt, ein anderer war besser, sollte man fragen, was genau er besser gemacht hat", rät Parra. Außerdem sollten Gescheiterte überlegen, ob sie sich ungeschickt verhalten haben. Das gilt vor allem, wenn schon mehrere Gespräche schiefgelaufen sind: "Bin ich unglaublich nervös, neige ich zum Monologisieren? Vielleicht waren Fragen zur Firma gut gewesen, die Interesse signalisieren - oder eine schlagfertige Antwort auf eine Frage des Gegenübers. Hier hilft einfach nur Training: Gewisse Fragen kommen immer wieder, die stehen in jedem Bewerbungsbuch"

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          1. Lesen und übersetzen den Text. Unterstreichen Sie dabei Wörter, die für den

          Inhaltsaspekt Bewerbung, Vorstellung, Ablehnung wichtig sind. Halten Sie sich beim Lesen nicht mit einzelnen Wörtern auf, die Sie nicht verstehen. Zweites Lesen - gründlich und gezielt.

          1. Lesen Sie den Text. Entscheiden Sie, welche der Antworten, a, b oder c, passt. Es gibt jewcils nur eine richtige Losung.


          • In einem Ablehnungschreiben einer Firma

          a

          erfährt man in der Regel den Grund für die Absage.

          erhält man meistens eine wcnig aussagekräftige Standardabsage.

          c

          steht, was man beim nächsten Mai besser machen muss.

          Bei Handwerksbetrieben ist es slnnvoll,

          a

          auf die nächste Bewerbungsrunde zu warten.

          nachzufragen, wer sich noch beworben hat.

          c

          sich noch einmal bei dem Verantwortlichen zu melden.

          Erhält man auf eine schriftliche Bewerbung viele Absagen, sollte man

          a

          trotzdem bei diesem Berufswunsch bleiben.

          überlegen, ob die Entscheidung für diesen Berufswunsch richtig war.

          c

          zu einem anderen Berufswunsch kommen.

          Bei Absagen nach Vbrstellungsgesprächen ist es ratsam,

          a

          die Absage zu ignorieren, um nicht noch nervöser zu werden.

          nach dem Grund für die Ablehnung zu fragen.

          c

          sich beim nächsten Mai möglichst interessant darzustellen.

          Nach mehreren erfolglosen Gesprächen sollte mann

          a

          Bekannte und Freunde fragen, ob man zu nervos und ungeschickt ist.

          einen Kurs "Bewerbungstraining" machen.

          c

          sich fragen, warum man beim direkten Gespräch nicht gut ankommt und was man andern könnte.

          Losung:

          1

          a

          b

          c

          2

          a

          b

          c

          3

          a

          b

          c

          4

          a

          b

          c

          5

          a

          b

          c







          Gewalt im Kinderzimmer


          "Extrem gewalttältige" oder ,,gewaltbeherrschte" Computer- und Videospiele sollen, wenn es nach der Bundesfamilienministerin und ihrem nordrhein-westfälischen Rollegen geht, in Zukunft für Jugendliche verboten sein. Bisher gait das nur fur explizit "gewaltverherrlichende" Spiele. Was genau mit "gewaltbeherrseht" gemeint ist, wird noch zu definieren sein. Je nach Auslegung kann sich das auf die Hälfte aller gängigen Computerspiele in deutschen Kinderzimmern beziehen. Schaut man sich allerdings die Praxis der Altersbeschränkungen in Deutschland an, so dürfte die Schwelle für ein Verbot eher hoch liegen, was den Vorstoß praktikabler und realistischer macht.

          Aber wie jedes Mai, wenn eine stärkere Indizierung oder gar ein totales Verbot der sogenannten Killerspiele diskufiert wird, ist der Hohn und das Gelächter groß: Das nützt doch sowieso nichts, heißt es dann, jeder clevere 13-Jährige kann sich die schauerlichsten Spiele aus dem Internet herunterladen, und iiberhaupt funktioniert freiwillige Selbstkontrolle und Jugendschutz in Deutschland ohnehin besser als anderswo. Warum also ein Gesetz verschärfen, das leicht zu umgehen ist?

          Gegenfrage: Warum sollte der Gesetzgeber klein beigeben und auf rigide Vorgaben verzichten, wo er sie für richtig und nötig hält - nur weil die Umsetzung eines Gesetzes schwierig ist? Wäre das Argument der Verbotsgegner richtig, dürfte man auch die Nutzung und Verbreitung von Kinderpornografie im Netz nicht verbieten. Nein, der Vorstoß der Familienministerin ist richtig, weil ein Zeichen gesetzt, ein Bewusstsein verstärkt wird - und weil im besten Falle die Hemmschwelle steigt, mit der Brutalospiele über die Ladentheke gehen.

          Завдання до тексту:

          1. Lesen Sie den Text und stellen Sie fest, wie der Autor des Textes die folgenden Fragen beurteilt: (A) positiv, (B) negativ bzw. skeptisch.


          • die Initiative der Familienministerin, "gewaltbeherrschte" Computer- bzw. Videospiele zu verbieten?

          • das Argument, ein Verbot habe keinen Sinn, da Jugendliche sich die brutalen Spiele auch relativ problemlos aus dem Internet besorgen könnten?

          • die Effektivität von freiwilliger Selbstkontrolle und Jugendschutz in Deutschland?

          • die Notwendigkeit, die bisherigen Gesetze zu verschärfen?

          • die Chance, durch verschärfte Gesetze die Jugendlichen besser vor gefährlichen Spielen zu schiitzen?

          Losung:

          1

          A

          2

          A

          3

          A

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          A

          5

          A


          1. Sie erhalten den folgenden Text. Leider ist der rechte Rand unleserlich. Rekonstruieren Sie den Text, indem Sie jeweils das fehlende Wort an den Rand schreiben.

          Nicht hungern, sondern richtig essen und sich bewegen

          Mehr als 50 <% > der Bevölkerung ist übergewichtig und versucht es immer wieder mit Abnehmen. Das Angebot an Diäten ist sehr groß, doch keine _____

          den bleibenden Erfolg garantieren. Das Geheimnis liegt darin, nicht ……...1……..

          Energie zu sich zu nehmen als benötigt wird. Denn überschüssige Energie ...2…….

          in Form von Fett abgespeichert. Die meisten Menschen bewegen sich zu 3…….

          sie nehmen aber in Relation zu den notwendigen Kalorien zu viel Nahrung 4……..

          sich.

          Mehr Bewegung, damit ist Sport gemeint - aber auch die Bewegung im 5………...

          zählt. Nehmen wir also die Treppe start des Aufzugs, fahren mit dem Rad, 6……...

          wir selbst Fußball start die Spiele im Fernsehen anzuschauen. ……………7………

          baut der Körper Muskeln auf, 8………

          die aufgenommene Energie verbrauchen. Auf Dauer kann eine

          abwechslungsreiche Ernährung, die schmackhaft ist und satt 9……….

          und ausreichend Bewegung den Stoffwechsel und damit 10……...

          Energieverbrauch des Körpers ankurbeln.






          Ilse Aichinger

          "Seegeister"

          Den Sommer über beachtet man sie wenig oder hält sie für seinesgleichen, und wer den See mit dem Sommer verläßt, wird sie nie erkennen. Erst gegen den Herbst zu beginnen sie, sich deutlicher abzuheben. Wer später kommt oder länger bleibt, wer zuletzt selbst nicht mehr weiß, ob er noch zu den Gästen oder schon zu den Geistern gehört, wird sie unterscheiden. Denn es gibt gerade im frühen Herbst Tage, an denen die Grenzen im Hinüberwechseln noch einmal sehr scharf werden. Da ist der Mann, der den Motor seines, Bootes, kurz bevor er landen wollte, nicht mehr abstellen konnte. Er dachte zunächst, das sei weiter kein Unglück und zum Glück sei der See groß, machte kehrt und fuhr vom Ostufer gegen das Westufer zurück, wo die Berge steil aufsteigen und die großen Hotels stehen. Es war ein schöner Abend, und seine Kinder winkten ihm vom Landungssteg, aber er konnte den Motor noch immer nicht abstellen, tat auch, als wollte er nicht landen, und fuhr wieder gegen das flache Ufer zurück. Hier - zwischen entfernten Segelbooten, Ufern und Schwänen, die sich weit vorgewagt hatten - brach ihm angesichts der Röte, die die untergehende Sonne auf das östliche Ufer warf, zum erstenmal der Schweiß aus den Poren, denn er konnte seinen Motor noch immer nicht abstellen. Er rief seinen Freunden, die auf der Terrasse des Gasthofes beim Kaffee saßen, fröhlich zu, er wolle noch ein wenig weiterfahren, und sie riefen fröhlich zurück, das solle er nur. Als er zum drittenmal kam, rief er, er wolle nur seine Kinder holen, und seinen Kindern rief er zu, er wolle nur seine Freunde holen. Bald darauf waren Freunde und Kinder von beiden Ufern verschwunden, und als er zum viertenmal kam, rief er nichts mehr. Er hatte entdeckt, daß sein Benzintank leck war, das Benzin war längst ausgelaufen, aber das Seewasser trieb seinen Motor weiter. Er dachte jetzt nicht mehr, das sei weiter kein Unglück und zum Glück sei der See groß. Der letzte Dampfer kam vorbei, und die Leute riefen ihm übermütig zu, aber er antwortete nicht, er dachte jetzt: "Wenn nur keinBoot mehr käme!" Und dann kam auch keins mehr. Die Jachten lagen mit eingezogenen Segeln in den Buchten, und der See spiegelte die Lichter des Hotels. Dichter Nebel begann aufzusteigen, der Mann fuhr kreuz und quer und dann die Ufer entlang, irgendwo schwamm noch ein Mädchen und warf sich den Wellen nach, die sein Boot warf, und ging auch an Land.

          Aber er konnte, während er fuhr, den lecken Tank nicht abdichten und fuhr immer weiter. Jetzt erleichterte ihn nur mehr der Gedanke, daß sein Tank doch eines Tages den See ausgeschöpft haben müsse, und er. dachte, es sei eine merkwürdige Art des Sinkens, den See aufzusaugen und zuletzt mit seinem Boot auf dem Trockenen zu sitzen. Kurz darauf begann es zu regnen, und er dachte auch dasnicht mehr. Als er wieder an dem Haus vorbeikam, vor dem das Mädchen gebadet hatte, sah er, daß hinter einem Fenster noch Licht war, aber uferaufwärts, in den Fenstern, hinter denen seine Kinder schliefen, war es schon dunkel, und als er kurz danach wieder zurückfuhr, hatte auch das Mädchen sein Licht gelöscht. Der Regen ließ nach, aber das tröstete ihn nun nicht mehr.

          Am nächsten Morgen wunderten sich seine Freunde, die beim Frühstück auf der Terrasse saßen, daß er schon so früh auf dem Wasser sei. Er rief ihnen fröhlich zu, der Sommer ginge zu Ende, man müsse ihn nützen, und seinen Kindern, die schon am frühen Morgen auf dem Landungssteg standen, sagte er dasselbe. Und als sie am nächsten Morgen eine Rettungsexpedition nach ihm ausschicken wollten, winkte er ab, denn er konnte doch jetzt, nachdem er sich zwei Tage lang auf die Fröhlichkeit hinausgeredet hatte, eine Rettungsexpedition nicht mehr zulassen; vor allem nicht angesichts des Mädchens, das täglich gegen Abend die Wellen erwartete, die sein Boot warf. Am vierten Tag begann er zu fürchten, daß man sich über ihn lustig machen könnte, tröstete sich aber bei dem Gedanken, daß auch dies vorüberginge. Und es ging vorüber. Seine Freunde verließen, als es kühler wurde, den See, und auch die Kinder kehrten zur Stadt zurück, die Schule begann. Das Motorengeräusch von der Uferstraße ließ nach, jetzt lärmte nur noch sein Boot auf dem See. Der Nebel zwischen Wald und Gebirge wurde täglich dichter, und der Rauch aus den Kaminen blieb in den Wipfeln hängen. Als letztes verließ das Mädchen den See. Vom Wasser her sah er sie ihre Koffer auf den Wagen laden. Sie warf ihm eine Kußhand zu und dachte: "Wäre er ein Verwunschener, ich wäre länger geblieben, aber er ist mir zu genuß-süchtig!" Bald darauf fuhr er an dieser Stelle mit seinem Boot aus Verzweiflung auf den Scnotter. Das Boot wurde längsseits aufgerissen und tankt von nun an Luft. In den Herbstnächten hören es die Einheimischen über ihre Köpfe dahinbrausen. Oder die Frau, die vergeht, sobald sie ihre Sonnenbrille abnimmt. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, zu denen sie mitten in der hellen Sonne im Sand spielte, und damals trug sie keine Sonnenbrille. Und es gab Zeiten, zu denen sie die Sonnenbrille trug, sobald ihr die Sonne ins Gesicht schien, und sie abnahm, sobald sie verging - und doch selbst nicht verging. Aber das ist lange vorbei, sie würde, wenn man sie fragte, selbst nicht sagen können, wie lange, und sie würde sich eine solche Frage auch verbitten. Wahrscheinlich rührt all das Unglück von dem Tag her, an dem sie begann, die Sonnenbrille auch im Schatten nicht abzunehmen, von dieser Autofahrt im Frühsommer, als es plötzlich trüb wurde und jeder mann die dunklen Gläser von den Augen nahm, nur sie nicht. Aber man sollte Sonnenbrillen niemals im Schatten tragen, sie rächen sich. Als sie wenig später während einer Segelfahrt auf der Jacht eines Freundes die Sonnenbrille für einen Augenblick abnahm, fühlte sie sich plötzlich zu nichts werden, Arme und Beine lösten sich im Ostwind auf. Und dieser Ostwind, der die weißen Schaumkämme über den See trieb, hätte sie sicher wie nichts über Bord geweht, wäre sie nicht geistesge-genwärtig genug gewesen, ihre Sonnenbrille sofort wieder aufzusetzen. Derselbe Ostwind brachte aber zum Glück gutes Wetter, Sonne und große Hitze, und so fiel sie während der nächsten Wochen weiter nicht auf. Wenn sie abends tanzte, erklärte sie jedem, der es wissen wollte, sie trüge die Sonnenbrille gegen das starke Licht der Bogenlampen, und bald begannen viele, sie nachzuahmen. Freilich wußte niemand, daß sie die Sonnenbrille auch nachts trug, denn sie schlief bei offenem Fenster und hatte keine Lust, hinausgeweht zu werden oder am nächsten Morgen aufzuwachen und einfach nicht mehr da zu sein. Als für kurze Zeit trübes Wetter und Regen einsetzte, versuchte sie noch einmal, ihre Sonnenbrille abzunehmen, geriet aber sofort in denselben Zustand der Auflösung, wie das erste Mal, und bemerkte, daß auch der Westwind bereit war, sie davonzutragen. Sie versuchte es daraufhin nie wieder, sondern hielt sich solange abseits und wartete, bis die Sonne wiederkam. Und die Sonne kam wieder. Sie kam den ganzen Sommer über immer wieder. Dann segelte sie auf den Jachten ihrer Freunde, spielte Tennis oder schwamm auch, mit der Sonnenbrille im Gesicht, ein Stück weit in den See hinaus. Und sie küßte auch den einen oder den anderen und nahm die Sonnenbrille dazu nicht ab. Sie entdeckte, daß sich das meiste auf der Welt auch mit Sonnenbrille vor den Augen tun ließ. Solange es Sommer war. Aber nun wird es langsam Herbst. Die meisten ihrer Freunde sind in die Stadt zurückgekehrt, nur einige wenige sind noch geblieben. Und sie selbst - was.sollte sie jetzt mit Sonnenbrillen in der Stadt? Hier legt man ihre Not noch als persönliche Note aus, und solange es sonnige Tage gibt und die letzten ihrer Freunde um sie sind, wird sich nichts ändern. Aber der Wind bläst mit jedem Tag stärker, Freunde und sonnige Tage werden mit jedem Tag weniger. Und es ist keine Rede davon, daß sie die Sonnenbrille jemals wieder abnehmen könnte. Was soll geschehen, wenn es Winter wird? Da waren auch noch drei Mädchen, die am Heck des Dampfers standen und sich über den einzigen Matrosen lustig machten, den es auf dem Dampfer gab. Sie stiegen am flachen Ufer ein, fuhren an das bergige Ufer hinüber, um dort Kaffee zu trinken, und dann wieder an das flache zurück.

          Der Matrose beobachtete vom ersten Augenblick an, wie sie lachten und sich hinter der vorgehaltenen Hand Dinge zuriefen, die er wegen des großen Lärms, den der kleine Dampfer verursachte, nicht verstehen konnte. Aber er hatte den bestimmten Argwohn, daß es ihn und den Dampfer betraf; und als er von seinem Sitz neben dem Kapitän herunterkletterte, um die Fahrkarten zu markieren, und dabei in die Nähe der Mädchen kam, wuchs ihre Heiterkeit, so daß er seinen Ärgwohn bestätigt fand. Er fuhr sie an und fragte sie nach ihren Karten, aber sie hatten sie leider schon genommen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als die Karten zu markieren. Dabei fragte ihn eines der Mädchen, ob erauch den Winter über keine andere Beschäftigung hätte, und er antwortete: "Nein." Gleich darauf begannen sie wieder zu lachen. Aber von da ab hatte er die Empfindung, seine Mütze hätte das Schild verloren, und es fiel ihm schwer, den Rest der Karten zu markieren. Er kletterte zum Kapitän zurück, nahm aber diesmal nicht die Kinder der Ausflügler vom Verdeck mit hinauf, wie er es sonst tat. Und er sah den See von oben grün und ruhig liegen, und er sah den scharfen Einschhitt des Bugs - schärfer konnte auch ein Ozeanriese nicht die See durchschneiden -, aber das beruhigte ihn heute nicht. Vielmehr erbitterte ihn die Tafel mit der Aufschrift "Achtung auf den Kopf!", die über dem Eingang zu den Kabinen angebracht war, und der schwarze Rauch, der aus dem Kamin bis zum Heck wehte und die flatternde Fahne schwärzte, als hätte er die Schuld daran. Nein, er tat auch im Winter nichts anderes. Weshalb denn der Dampfer auch im Winter verkehre,fragten sie ihn, als er wieder in ihre Nähe kam. "Wegen der Post!" sagte er. In einem lichten Augenblick sah er sie dann ruhig miteinander sprechen, und das tröstete ihn für eine Weile; aber als der Dampfer anlegte und er die Seilschlinge über den Pflock auf dem kleinen Steg warf, begannen sie, obwohl er den Pflock haargenau getroffen hatte, wieder zu lachen und konnten sich, solange er sie sah, nicht mehr beruhigen. Eine Stunde später stiegen sie wieder ein, aber der Himmel hatte sich inzwischen verdüstert, und als sie in der Mitte des Sees waren, brach das Gewitter los. Das Boot begann zu schaukeln, und der Matrose ergriff die Gelegenheit beim Schopf, um den Mädchen zu zeigen, was er wert war. Er kletterte in seiner Ölhaut öfter als nötig über das Geländer und außen herum und wieder zurück. Dabei glitt er, da es inzwischen immer stärker regnete, auf dem nassen Holz aus und fiel in den See. Und weil er mit den Matrosen der Ozeanriesen gemeinsam hatte, daß er nicht schwimmen konnte und der See mit der See, daß es sich darin ertrinken ließ, ertrank er auch. Er ruht in Frieden, wie es auf seinem Grabstein steht, denn man zog ihn heraus. Aber die drei Mädchen fahren immer noch auf dem Dampfer und stehen am Heck und lachen hinter der vorgehaltenen Hand. Wer sie sieht, sollte sich von ihnen nicht beirren lassen. Es sind immer dieselben.

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          mit dem Sommer verläßt; das Benzin; die Jachten; das Boot wurde längsseits aufgerissen und tankt von nun an Luft; die Sonnenbrille; der Matrose beobachtete vom ersten Augenblick an, wie sie lachten und sich hinter der vorgehaltenen Hand Dinge zuriefen, die er wegen des großen Lärms, den der kleine Dampfer verursachte, nicht verstehen konnte.; "Achtung auf den Kopf!"; Er kletterte in seiner Ölhaut öfter als nötig über das Geländer und außen herum und wieder zurück.

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            • Da ist der Mann, der den Motor seines,

            • Er rief seinen Freunden, die auf der Terrasse des Gasthofes beim Kaffee saßen,

            • Als er zum drittenmal kam, rief er, er wolle nur seine Kinder holen, und seinen Kindern rief er zu,

            • Die Jachten lagen mit eingezogenen Segeln in den Buchten,

            • Der Regen ließ nach, aber das tröstete

            • Am vierten Tag begann er zu fürchten, daß man sich über ihn lustig machen könnte, tröstete sich aber bei dem Gedanken, daß auch dies

            • Derselbe Ostwind brachte aber zum Glück gutes Wetter, Sonne und große Hitze, und so fiel sie während

            • Dann segelte sie auf den Jachten ihrer Freunde, spielte Tennis oder schwamm auch, mit der Sonnenbrille im Gesicht,

            • Der Matrose beobachtete vom ersten Augenblick an, wie sie lachten und sich hinter der vorgehaltenen Hand Dinge zuriefen,

            • Er kletterte zum Kapitän zurück, nahm aber diesmal nicht die Kinder der Ausflügler vom Verdeck mit hinauf,

            • Vielmehr erbitterte ihn die Tafel mit der Aufschrift

            • Dabei glitt er, da es inzwischen immer stärker regnete, auf dem nassen Holz aus

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          Ilse Aichinger

          "Das Plakat"

          "Du wirst nicht sterben!" sagte der Mann, der die Plakate klebte, und erschrak über seine Stimme, als wäre ihm in der flirrenden Hitze sein eigener Geist erschienen. Dann wandte er den Kopf vorsichtig nach links und rechts, aber da war niemand, der ihn für verrückt halten konnte, niemand stand unter seiner Leiter. Der Stadtbahnzug war eben weggefahren und hatte die Schienen wieder ihrem eigenen Glanz überlassen. Auf der anderen Seite der Station stand eine Frau und hielt ein Kind an der Hand. Das Kind sang vor sich hin. Und das war alles. Die Stille des Mittags lag wie eine schwere Hand über der Station, und das Licht schien von seinem eigenen Übermaß überwältigt zu sein. Der Himmel über den Schutzdächern war blau und gewalttätig, im gleichen Maß bereit, zu schützen und einzustürzen, und die Telegraphendrähte hatten längst zu singen aufgehört. Die Ferne hatte die Nähe verschlungen und die Nähe die Ferne. Es war kein Wunder, daß nur wenige Leute um diese Zeit mit der Stadtbahn fuhren, vielleicht hatten sie Angst, zu Gespenstern zu werden und sich selbst zu erscheinen. "Du wirst nicht sterben!" wiederholte der Mann verbittert und spuckte von der Leiter. Ein Flecken Blut blieb auf den hellen Steinen.

          Der Himmel darüber schien plötzlich vor Schreck erstarrt. Es war fast, als hätte ihm einer erklärt: Du wirst nie Abend werden, als wäre der Himmel selbst zum Plakat geworden und stünde nun grell und groß wie die Werbung für ein Seebad über der Station. Der Mann warf den Pinsel in den Eimer zurück und stieg von der Leiter. Er fiel mit dem Rücken gegen die Mauer, hatte aber gleich darauf den Schwindel überwunden, nahm die Leiter über die Schulter und ging. Der Junge auf dem Plakat lachte schreckerfüllt mit weißen Zähnen und starrte geradeaus. Er wollte dem Mann nachschauen, hatte aber keine Möglichkeit, den Blick zu senken. Seine Augen waren aufgerissen. Halbnackt, die Arme hochgeworfen, im Lauf festgehalten wie zur Strafe für Sünden, von denen er nichts wußte, stand er im weißen Gischt, über sich den Himmel, der zu blau, und hinter sich den Strand, der zu gelb war, und lachte verzweifelt auf die andere Seite der Station, wo das Kind vor sich hin sang und die Frau verloren und sehnsüchtig nach ihm hinübersah. Er hätte ihr gerne erklärt, daß es eine Täuschung war, daß er nicht die See vor sich hatte, wie das Plakat glauben machen wollte, sondern ebenso wie sie nur den Staub und die Stille der Station und die Tafel mit der Aufschrift: "Das Betreten der Schienen ist verboten!" Und er hätte ihr sein eigenes Lachen geklagt, das ihn zur Verzweiflung brachte, wie der Gischt, der ihn umsprang, ohne zu kühlen.

          Der Junge auf dem Plakat hätte niemals auf solche Ideen kommen dürfen. Weder das Mädchen links von ihm, das einen Blumenstrauß aus einem ganz bestimmten Blumenladen an die Brust gepreßt hielt, noch der Herr rechts von ihm, der eben gebückt aus einem blitzblauen Auto stieg, fanden irgend etwas daran. Es fiel ihnen nicht ein, sich aufzulehnen. Das Mädchen hatte kein Verlangen, den Strauß, den es kaum halten konnte, aus seinen rosigen Armen zu lassen, und die Blumen hatten kein Verlangen nach Wasser. Und der Herr mit dem Auto schien seine gebückte Haltung für die einzig mögliche zu halten, denn er lächelte vergnügt und dachte nicht daran, sich aufzurichten, das Auto abzusperren und den hellen Wolken ein Stück nachzugehen. Sogar die hellen Wolken standen reglos, von silbernen Linien wie von Ketten umgeben, die sie nicht wandern ließen. Der Junge im Gischt war der einzige, dem die Auflehnung hinter dem erstarrten Lachen saß wie das unsichtbare Land hinter der gelben Küste. Schuld daran war der Mann mit der Leiter, der gesagt hatte: "Du wirst nicht sterben!" Der Junge hatte keine Ahnung, was Sterben hieß. Wie sollte er auch? Über seinem Kopf stand in heller Schrift, schräg wie eine vergessene Rauchwolke über den Himmel geworfen, das Wort "Jugend", und zu seinen Füßen in dem täuschenden Streifen giftgrüner See konnte man lesen: "Komm mit uns!" Es war eine der vielen Werbungen für ein Ferienlager.

          Der Mann mit der Leiter war inzwischen oben angelangt. Er lehnte die Leiter an die schmutzige Mauer des Stationsgebäudes, wechselte mit dem lahmen Bettler einige Worte über die Hitze und überquerte zuletzt die Fahrbahn, um sich an dem Stand auf der Brücke ein Glas Bier zu kaufen. Dort wechselte er wieder einige Worte über die Hitze und keines über das Sterben und ging dann zurück, um seine Leiter zu holen. Über allem war ein Schleier von Staub, in den das Licht sich vergeblich zu hüllen versuchte. Der Mann packte die Leiter, den Eimer und die Rolle mit den Plakaten und stieg auf der anderen Seite der Stadtbahn die Stiegen wieder hinunter. Der nächste Zug war noch immer nicht gekommen. Sie verkehrten um diese Zeit manchmal so selten, als verwechselten sie Mittag mit Mitternacht.

          Der Junge auf dem Plakat, der nichts anderes konnte als lachend geradeaus starren, sah, wie der Mann genau gegenüber seine Leiter wieder aufstellte und von neuem über die Wände zu streichen begann, über die Wände, an welchen Frauen in kostbaren Kleidern und in dem frevelhaften Wunsch, festzuhalten, was nicht festzuhalten war, erstarrt waren. Der Wunsch, das Ende der Nacht nicht zu erleben, war ihnen in Erfüllung gegangen. Ihre Angst vor dem Morgengrauen war so groß gewesen, daß sie von nun ab nichts anderes mehr konnten, als für den Spiegelsaal eines Tanzlokals werben, starr und leicht zurückgeneigt in den Armen ihrer Herren. Der Mann auf der Leiter schüttelte seinen Pinsel aus. Sie waren an der Reihe, überklebt zu werden. Der Junge gegenüber konnte es deutlich sehen. Und er sah, wie sie freundlich und wehrlos das Furchtbare mit sich geschehen ließen. Er wollte schreien, doch er schrie nicht. Er wollte die Arme ausstrecken, um ihnen zu helfen, aber seine Arme waren hochgeworfen. Er war jung und schön und strahlend. Er hatte das Spiel gewonnen, doch den Preis hatte er zu bezahlen. Er war festgehalten in der Mitte des Tages wie die Tänzer gegenüber in der Mitte der Nacht. Und wie sie würde er wehrlos alles mit sich geschehen lassen, wie sie würde er den Mann nicht von der Leiter stoßen können. Vielleicht hing alles damit zusammen, daß er nicht sterben konnte. Komm mit uns - komm mit uns - komm mit uns! Er hatte nichts anderes im Kopf zu haben als die Worte zu seinen Füßen. Es war der Reim eines Liedes. Das sangen sie, wenn sie auf Ferien fuhren, das sangen sie, wenn ihnen die Haare flogen. Das sangen sie noch immer, wenn der Zug auf der Strecke hielt, das sangen sie, wenn ihnen die Haare im Fliegen erstarrten. Komm mit uns - komm mit uns - komm mit uns! Und keiner wußte weiter. Hinter der Stirne des Jungen begann es zu rasen. Weiße Segler landeten ungesehen in der unsichtbaren Bucht. Der Reim sprang um: Du wirst nicht sterben - du wirst nicht sterben - du wirst nicht sterben! Es war wie eine Warnung. Der Junge hatte keine Ahnung, was Sterben war, aber es brannte plötzlich wie ein Wunsch in ihm. Sterben, das hieß vielleicht die Bälle fliegen lassen und die Arme ausbreiten, sterben, das hieß vielleicht tauchen oder fragen, sterben hieß, von dem Plakat springen, sterben - jetzt wußte er es - sterben mußte man, um nicht überklebt zu werden.

          Der Mann auf der Leiter hatte seine Worte längst vergessen. Und wenn es einer Fliege auf dem Rücken seiner Hand eingefallen wäre, ihn daran zu erinnern, so hätte er sie abgeleugnet. Er hatte es in einem Anfall von Verbitterung gesagt, einer Verbitterung, die in ihm gewachsen war, seit er Plakate klebte. Er haßte diese glatten, jungen Gesichter, denn er selbst hatte ein Feuermal auf der Wange. Außerdem mußte er achtgeben, daß ihn der Husten nicht von Zeit zu Zeit von der Leiter warf. Aber schließlich lebte er davon, Plakate zu kleben. Die Hitze war ihm eben in den Kopf gestiegen, vielleicht hatte er im Traum gesprochen. Schluß damit. Die Frau mit dem Kind war näher gekommen. Drei Mädchen in hellen Kleidern klapperten die Stiegen hinunter. Zuletzt standen alle um seine Leiter und sahen ihm zu. Das schmeichelte ihm, und es blieb ihm nichts übrig, als zum drittenmal ein Gespräch über die Hitze zu beginnen. Sie stimmten alle eifrig ein, als wüßten sie endlich den Grund für ihre Freude und für ihre Traurigkeit. Das Kind hatte sich von der Hand der Mutter losgerissen und drehte sich im Kreis. Es wollte schwindlig werden. Aber bevor es schwindlig wurde, fiel sein Blick auf das Plakat gegenüber. Der Junge lachte beschwörend. "Da!" rief das Kind und zeigte mit der Hand hinüber, als gefiele ihm der weiße Schaum und die See, die zu grün war. Der Junge hatte keine Macht, den Kopf zu schütteln, er hatte keine Macht, zu sagen: "Nein, das ist es nicht!" Aber das Rasen hinter seiner Stirne war unerträglich geworden: Sterben - sterben - sterben! Ist das Sterben, wenn die See endlich naß wird? Ist das Sterben, wenn der Wind endlich weht? Was ist das: Sterben? Das Kind auf der anderen Seite faltete die Stirne. Es war nicht sicher, ob es die Verzweiflung in dem Lachen erkannt hatte oder ob es nur das Spiel mit den Gesichtern spielen wollte. Doch der Junge konnte nicht einmal die Stirne falten, um dem Kind die Freude zu machen. Sterben - dachte er - sterben, daß ich nicht mehr lachen muß! Ist das Sterben, wenn man seine Stirne falten darf? Ist das Sterben? fragte er stumm.

          Das Kind streckte seinen Fuß ein wenig vor, als wollte es tanzen. Er warf einen Blick zurück. Die Erwachsenen waren in ihr Gespräch vertieft und beachteten es nicht. Sie redeten jetzt alle auf einmal, um gegen die Stille der Station aufzukommen. Das Kind ging an den Rand, betrachtete die Schienen und lächelte hinunter, ohne die Tiefe zu messen. Es hob den Fuß ein Stück über den Rand und zog ihn wieder zurück. Dann lachte es wieder zu dem Jungen hinüber, um ihm das Spiel zu erleichtern. "Was meinst du?" fragte sein Lachen zurück. Das kleine Mädchen hob die Schürze ein wenig. Es wollte mit ihm tanzen. Aber wie sollte er tanzen, wenn er nicht sterben konnte, wenn er immer so bleiben mußte, jung und schön, die Arme erhoben, halbnackt im weißen Gischt? Wenn er sich niemals in die See werfen konnte, um auf die andere Seite zu tauchen, wenn er niemals zurück an Land gehen durfte, um seine Kleider zu holen, die im gelben Sand versteckt lagen? Wenn das Wort Jugend immer über seinem Kopf hing wie ein Schwert, das nicht fallen wollte? Wie sollte er mit dem kleinen Mädchen tanzen, wenn das Betreten der Schienen verboten war? Aus der Ferne hörte man das Anrollen des nächsten Zuges, vielmehr hörte man es nicht, es war nur, als hätte sich die Stille verstärkt, als hätte sich die Helligkeit an ihrem hellsten Punkt in einen Schwärm dunkler Vögel verwandelt, die brausend näher kamen. Das Kind faßte den Saum seines Kleides mit beiden Händen: "So -", sang es, "und so -", und es hüpfte wie ein Vogel am Rand. Aber der Junge bewegte sich nicht. Das Kind lächelte ungeduldig. Wieder hob es den Fuß über den Rand, den einen - den anderen - den einen - den anderen -, aber der Junge konnte nicht tanzen. "Komm!" rief das Kind. Niemand hörte es. "So!" lächelte es noch einmal. Der Zug raste um die Kurve. Die Frau neben der Leiter bemerkte ihre freie Hand, ihre freie Hand warf sie herum. Sie griff nach dem Saum eines Kleides, als wollte sie den Himmel greifen. "So!" rief das Kind zornig und sprang auf die Schienen, bevor der Zug das Bild des Jungen verdecken konnte. Niemand war imstande, es zurückzureißen. Es wollte tanzen. In diesem Augenblick begann die See die Füße des Jungen zu netzen. Wunderbare Kühle stieg in seine Glieder. Spitze Kiesel stachen in seine Sohlen. Der Schmerz jagte ihm Entzücken in die Wangen. Zugleich fühlte er die Müdigkeit in seinen Armen, breitete sie aus und ließ sie sinken. Gedanken falteten seine Stirne und schlossen seinen Mund. Der Wind begann zu wehen und trieb ihm Sand und Wasser in die Augen. Das Grün der See vertiefte sich und wurde undurchsichtig. Und mit dem nächsten Windstoß verschwand das Wort Jugend vom blauen Himmel und löste sich auf wie Rauch. Der Junge hob die Augen, doch er sah nicht, wie der Mann von der Leiter sprang, als stieße ihn jemand zurück. Er legte die Hände hinter die Ohren und lauschte, doch er hörte nicht das Schreien der Menschen und das grelle Hupen des Rettungswagens. Die See begann zu fluten. "Ich sterbe", dachte der Junge, "ich kann sterben!" Er atmete tief, zum ersten Male atmete er. Eine Hand voll Sand flog ihm ins Haar und ließ es weiß erscheinen. Er bewegte die Finger und versuchte, einen Schritt vorwärts zu machen, wie das Kind es ihm gezeigt hatte. Er wandte den Kopf zurück und überlegte, ob er seine Kleider holen sollte. Er schloß die Augen und öffnete sie wieder. Da fiel sein Blick noch einmal auf die Tafel gegenüber: "Das Betreten der Schienen ist verboten." Und plötzlich überfiel ihn die Angst, sie könnten ihn noch einmal erstarren lassen, lachend, mit weißen Zähnen und einem gleißenden Fleck in jedem seiner Augen, sie könnten ihm den Sand wieder aus dem Haar und den Atem wieder aus dem Mund nehmen, sie könnten die See noch einmal zu einem täuschenden Streifen unter seinen Füßen machen, worin keiner ertrinken konnte, und das Land zu einem hellen Flecken in seinem Rücken, worauf keiner stehen konnte. Nein, er würde seine Kleider nicht holen. Mußte die See nicht zur See werden, damit das Land Land sein konnte? Wie hatte das Kind gesagt? So! Er versuchte zu springen. Er stieß sich ab, kam wieder zurück und stieß sich wieder ab. Und gerade, als er dachte, es würde ihm nie gelingen, kam ein Windstoß von der Brücke. Die See stürzte auf die Schienen und riß den Jungen mit sich. Der Junge sprang und riß die Küste mit sich. "Ich sterbe", rief er, "ich sterbe! Wer will mit mir tanzen?" Niemand beachtete es, daß eines der Plakate schlecht geklebt worden war, niemand beachtete es, daß eines davon sich losgerissen hatte, auf die Schienen wehte und von dem einfahrenden Gegenzug zerfetzt wurde. Nach einer halben Stunde lag die Station wieder leer und still. Schräg gegenüber war zwischen den Schienen ein heller Flecken Sand, als hätte es ihn vom Meer herübergeweht. Der Mann mit der Leiter war verschwunden. Kein Mensch war zu sehen. Schuld an dem ganzen Unglück waren die Züge, die um diese Zeit so selten fuhren, als verwechselten sie Mittag mit Mitternacht. Sie machten die Kinder ungeduldig. Aber nun senkte sich der Nachmittag wie ein leichter Schatten über die Station.

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          2. Напишить твір за прочитаним оповіданням, висловіть сподобався чи вам сюжет, герої? Чим?

          3. Проведіть аналіз речень у тексті, знайдіть дієслова, що вжиті у перфекті.

          4. Складіть невеликий план до оповідання.

          5. Перескажіть зміст прочитаного.



          Gabriele Wohmann

          "Verjährt"

          Nette Leute, unsere Nachbarn in der Strandhütte rechts, die Leute mit dem Pudel. Ruhige Leute, mit vorwiegend angenehmen Erinnerun- gen. Sie verbringen jeden Sommer hier, kaum wissen sie noch, seit wann. Sie haben auch letztes Jahr im "Juliana" gewohnt, waren einmal am Leuchtturm, mit Rast in der Teebude, bei ähnlichem Wetter wie im Jahr davor oder danach. Es kommt ihnen auf Übereinstimmung an, je mehr die Ferien sich gleichen, desto besser die Erholung. Öfter im Hafenort, die etwas längere, aber auch lohnendere Unternehmung. Doch noch immer haben sie sich nicht dazu aufgerafft, in einer Vollmondnacht längs des Abschlußdamms zu promenieren. Wiedermal versäumten sie an keinem ihrer vier Mittwochnachmittage das Folklorefest im Hauptort der Insel, vorher Einkäufe, Mittagessen, als Ausklang Eis. Es pflegt sie stets einigermaßen anzustrengen, im überfüllten Städtchen findet der Mann nur mit Mühe einen Parkplatz; aber es gehört dazu und ist nett, war nett, immer gewesen. Findest du nicht, Reinhard? Sie mieten immer eine der Strandhütten auf der Nordseite, sie finden den dortigen Strandhüttenvermieter sympathischer, sie melden sich immer rechtzeitig an und bestehen auf einer der höheren Nummern, meistens wohnen sie in einer Hütte zwischen 60 und 65. Sie haben es gern ruhig. Der etwas weitere Weg, Preis dieser Ruhe, ist schließlich gesund. Sie redeten auch vor drei Jahren über den Pudel, beispielsweise. Der Pudel, das Wetter, der Badewärter, der Jeep des Badewärters, Badeanzüge, Mahlzeiten im "Juliana". Vielleicht sind einige ihrer Sätze früheren Sätzen zufällig aufs Wort gleich, das wäre wahrscheinlich, zumindest bei kurzen Sätzen. Die Bedienung im "Juliana" wechselt, aber das bringt wenig Veränderung mit sich, denn alle Kellnerinnen und Kellner und auch die Zimmermädchen sind freundlich und vergeßlich, als mache die Hotelleitung bei neuen Engagements gerade nur diese beiden Eigenschaften zur Bedingung. Übrigens haben vor ungefähr fünfzehn Jahren unsere netten ruhigen Nachbarn sich den Frieden gewünscht, in dem sie jetzt längst leben. Das Erreichte scheint sie manchmal fast zu lahmen. Stundenlang reden sie kein Wort miteinander. Dann wieder das Hotelessen, der Vorschlag spazierenzugehen, die lauten ballspielenden Leute in der Strandhütte links, unsere Nachbarn bedauern, daß der Strandhüttenvermieter nicht darauf geachtet hat, ihr Ruhebedürfnis zu respektieren, er wird es nicht so genau wissen, wir wollen keinen Streit anfangen. Mit ihrem Apfelfrühstück, den Rauchpausen, dem Umkleiden in der Hütte - wobei immer einer rücksichtsvoll den andern allein läßt und, den beunruhigten Pudel an knapper Leine zurückreißend, vor der versperrten Tür wartet - mit ihren kurzen, aber gründlichen, von Gymnastikübungen umrahmten Bädern bei Hochflut, den Pudelspaziergängen mit Apportieren und fröhlichen, aber ernsthaften Erziehungsexerzitien und sparsamem Wortwechsel untereinander, erwecken unsere Nachbarn in mir den Wunsch, wir beide, Reinhard, könnten es eines Tages genau so angenehm haben.

          Ich bringe die Zeit durcheinander, entschuldige. Es ist so heiß, die Sommer sind sich so ähnlich, man kann leicht eine Schaumkrone für ein Segel halten oder Jahre und Leute miteinander verwechseln. Aufregungen im Leben unserer Nachbarn liegen so weit zurück, daß sie nicht mehr genau stimmen, wenn man sich ihrer erinnert, aber das unterbleibt. Vor Jahren hat der Mann ein Kind überfahren, es war jedoch nicht seine Schuld, sondern die des Kindes. Die Frau, obwohl sie das so gut wie jedermann wußte, nahm dem Mann die Selbstsicherheit übel, mit der er über den Fall redete. Als käme es darauf an, wer die Schuld hat, fand sie, sie sagte es ihm auch. Weniger nett von ihr, denn sie hätte spüren müssen, daß der Mann unter dem Unfall litt wie sie, schuldig oder nicht. Jetzt vergessen. Während der Mittagsstunden ist es besonders ruhig am Strand. Oft nehmen unsere Nachbarn sich Lunchpakete mit in die Strandhütte, bei schönem Wetter; die Lunchpakete des "Juliana" sind so großzügig gepackt, daß der Pudel kein eigenes Fressen braucht. Die vier Wochen am Meer, von jeher eine feste Gewohnheit unserer Nachbarn, waren in dem Jahr nach dem Unfall natürlich keineswegs geruhsam, obwohl nicht mehr darüber geredet wurde; beide erholten sich nicht nennenswert. Sie besaßen auch noch keinen Pudel damals, überhaupt keinen Hund als Ersatz für ihre kleine, vom Vater überfahrene Tochter, darauf kamen sie erst ein Jahr später, es hat aber auch dann noch nicht richtig geholfen, die Traurigkeit war doch größer. Im Jahr nach dem Unfall hatte der Mann immer noch nicht von seiner Marotte genug, der Frau Vorwürfe zu machen. Schön und gut, ich habe sie überfahren, aber du hast mit ihr das blödsinnige Privatfest gefeiert und ihr so viel Wein zu trinken gegeben - die Frau hörte nicht mehr zu. War es anständig, Monate, nachdem sie den Alkohol aufgegeben hatte, dies Thema überhaupt zu berühren? Die Frau fand jahrelang die Auseinandersetzungen mit ihrem Mann schlimmer als den Verlust des Kindes, sie haßten sich, wünschten einer des andern Tod - nicht der Rede wert. Jetzt, am Strand, wird keinem Anlaß für Zorn mehr nachgesonnen. Alles ist verjährt, scheint es nicht so? Zwei Hütten weiter rechts sieht ein Mädchen der Geliebten des Mannes ähnlich; sehr viele Jahre her, man zählt nicht nach. Diese Geliebte wäre jetzt älter und dem Mädchen gar nicht mehr ähnlich. Sie lebt nicht mehr, ihr Selbstmord war der Frau recht: das genügt nicht, um von Schuld zu sprechen.

          Der Pudel ist so lebhaft. Nett zu beobachten. Man selber liegt still. Kein Wort mehr. Zu reden, das hieße: auch über Gilbert zu reden. Nach dem von mir verschuldeten tödlichen Unfall unseres Kindes, Reinhard, war es doch verständlich, daß ich mit Gilbert wegging. Vorbei. Ich weiß, daß die nochjungen Leute nebenan uns beneiden. Nette ruhige Leute, werden sie denken, vorwiegend angenehme Erinnerungen. Was für friedliche Nachbarn, sie sind gut dran. Ja, so wird es von uns heißen. Ich höre manchmal Streit von nebenan, du auch, Reinhard? Es erinnert uns an früher. Es erinnert uns an meinen Sohn von Gilbert, an deine Konsequenz, das Kind nicht in unserm Haus zu dulden. Es erinnert uns an das gebrochene Versprechen, meinen Vater bei uns aufzunehmen, aber meine Mutter, sterbend, wußte ja schon nicht mehr, was sie verlangte, und übrigens starb mein Vater knapp drei Monate später in einem sehr ordentlichen Altersheim. Seit wir nur noch wenig miteinander reden, Reinhard, erholen wir uns von Sommer zu Sommer besser. Unsere Ernährung ist reich an Vitalstoffen. Promenaden bei Vollmond aber lassen wir besser weg. Besser, wir halten uns an das Normale. Der Pudel amüsiert uns, ein spaßiger Kerl. Das Meer Ist fast schön. Viel Obst, viel Übereinstimmung, viel Ruhe.

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          1. Lesen und übersetzen den Text

          2. Zu welchem Genre gehört dieser Text? Nennen Sie typische. Merkmale. Warum greift der Autor zu diesem Genre? Welche Abweichungen von diesem Genre finden Sie?

          3. Wie viele Teile und welche Räume kann man in diesem Text aussondern?

          4. Welche Rolle spielt hier die Farbtechnik?

          5. Welche Darstellungsart spielt hier eine besondere Rolle?

          6. Wie verstehen Sie den Terminus "Aus-der-Rolle-Fallen"?






          Barbara Frischmuth

          "Am hellen Tag"


          Sie war Greta. Greta G. Warum nicht Greta G.? Was war so außergewöhnlich daran, Greta G. zu heißen? Sie war Greta G., aber es gab mehrere Greta G.s. Niemand konnte seinen Vornamen für sich allein haben, den Nachnamen schon gar nicht. Es gab kein Gesetz, das die Einmaligkeit von Namen schützte. Und welche Buchstabenkombination auch immer man sich ausdachte, es war mehr als wahrscheinlich, daß sie schon bestand, daß man bloß nicht davon wußte, in einer anderen Sprache vielleicht. Die Enttäuschung, als sie Issa im Japanischen als Dichternamen wiederfand. Es blieb bei Greta. Greta G. Ein Nachname war so gut wie der andere. Wer einen damit anredete, setzte eine Bezeichnung hinzu, um klarzumachen, daß er zumindest soviel von einem wußte: Familienzugehörigkeit, Stand, Geschlecht. Lange hatte sie sich einen Namen gewünscht, der nur sie anging, der sie besagte. Murmel zum Beispiel, der auf eine Glaskugel, ein Tier und eine bestimmte Art von Geräusch hindeutete. Aber niemand war je auf die Idee gekommen, sie Murmel zu heißen. Sie war Greta G., mußte Greta G. bleiben. Eine gewisse Greta G., die dasaß, anstatt zu arbeiten, die Beine hochgelagert, eine Zeitschrift auf den Knien, rauchend. Sie haßte den Geruch des Messingaschenbechers, wenn sie die Zigarette darin abtötete. Sie mochte Aschenbecher aus Messing nicht, aber da war kein anderer. Auch stanken sie noch lange nach, wenn sie bereits gesäubert waren. Greta G., stand in der Zeitschrift, jene einmalige Greta G. Sie überblätterte sie. Auch wenn da Greta G. stand, hieß das noch lange nicht, daß sie es war. Solche Namen bedeuteten so gut wie nichts. Manche existierten nur als Bildunterschrift, waren Hinweis auf austauschba- re Gesichtszüge, begünstigten auf unverschämte Weise den, der am häufigsten mit ihnen genannt wurde. Aus einem lang zurückliegenden Anlaß war sie Greta G., hatte Greta G. zu sein. Eine der vielen möglichen Greta G.s, die sie gar nicht alle kannte. Von sich wußte sie, daß sie Greta G. war, auch als Greta G. galt. Zum Glück kam es selten vor, daß jemand, der ihr begegnete, sie mit einer anderen Greta G. verwechselte. Allein, ihr genügte schon die Möglichkeit. Sie stülpte die leere Teetasse über den Aschenbecher. Es war hell draußen, sonnig, klar, mit einem leichten Windhauch, der die Blätter zum Beben brachte. Sie saß im Wohnzimmer, ebenerdig, bei geschlossenen Fensterläden, das Licht kam von der Tür. Sie hatte sich selbst beurlaubt, für kurze Zeit, länger als eine Teepause, sie brauchte die Entspannung. Das Haus war leer, menschenleer, doch stand vieles herum, was Staub fing. Gefallen ja, es gefiel ihr schon, machte aber Arbeit. Das eine oder andere hätte sie auch gekauft; so viele Möbel waren es gar nicht, aber die Bücher und die Bilder.

          Niemand zwang sie, niemand konnte sie zu etwas zwingen. Und irgendwann war dann ohnehin alles gemacht. Die beiden Glastürflügel standen offen, und ihr Blick reichte bis zur Buchsbaumhecke. Sie wäre jetzt lieber im schattigen Teil des Gartens gesessen. Hinter der Hecke fiel das Grundstück ab, und da war ein Teich, das heißt, ein kleiner künstlich angelegter Tümpel mit einer alten Brunnenfigur, und darum herum wucherte und gedieh es in allen nur denkbaren Schattierungen von Silbrig bis Grün, gefiedert, gezackt oder in dicken, lappenförmigen Blättern, und dazwischen blühte es zart in weißen und gelben Tönen. Der Garten, gewiß, das war ihr Geschmack. Am Ende des Grundstücks, gegen die Straße, nur mehr Büsche und Bäume, hinter dem Haus Holunder und Ribiselsträucher. An den Steintreppen entlang weiße und blaue Iris, Klematis rankend an den Kiefern, dazwischen Geißbart. So gut wie kein Rot. Sie empfand all die dicken Begonien und neuen Rosensorten in ihrer pflegeleichten Pracht als protzig, ja geradezu aufreizend, und mochte sie nur an alten Holzhäusern oder in Bauerngärten. Der Wunsch kam sie an, sich im Garten zu schaffen zu machen, aber dazu war es jetzt wohl zu warm. Noch ein bißchen sitzen bleiben, so, mit hochgelagerten Beinen. Dann würde sie sich aufraffen und in die Küche gehen. Im Grunde war es eine Gefälligkeit, was sie tat. Sie erwies gerne Gefälligkeiten, Greta G. war ein gefälliger Mensch. Es gefiel ihr, gefällig zu sein und damit anderen einen Gefallen zu tun. Es war ihr lieber als umgekehrt, daß sie jemanden hätte bitten müssen. Sie bat nie. Was sie bekam, stand ihr zu, und was sie nicht wie selbstverständlich bekam, darauf erhob sie keinen Anspruch. Wenn jemand ihre Gefälligkeiten nicht zu schätzen wußte, brauchte sie keine weiteren an ihn zu verschwenden. Sie ging, ohne irgendwelche Vorwürfe. Entweder jemand verstand, was er an ihr hatte, oder er verstand es nicht, mit Erklärungen war da nichts auszurichten, weder innerhalb noch außerhalb der Familie. Greta G. war gefällig, aber sie ließ sich nicht zwingen. Sie half gerne, wenn sie mit einem gewissen Entgegenkommen rechnen durfte, einem feinfühligen Entgegenkommen. Und sie mußte wohlgelitten sein. Sobald ihre Anwesenheit auch nur zur geringfügigsten Verstimmung Anlaß bot, verschwand sie. Sie begehrte nicht auf, sie pflegte zu beschämen. Eine Zigarette würde sich noch ausgehen. Sie hielt in der Bewegung inne. Ein Schatten, kam ihr vor, war auf die Sandsteinplatten vor der Tür gefallen, als sei etwas über die Hecke gekommen. Ganz langsam zog sie die halbausgestreckte Hand wieder an ihren Körper, schloß die Augen, bis die Form des Schattens sich auf der Innenseite ihrer Lider von neuem abzeichnete und es sinnlos war, sie weiter geschlossen zu halten. Es schien so unglaubwürdig, obgleich sie oft genug im Tiergarten gewesen war, um zu wissen, was da stand. Auch wenn es ihr jetzt größer vorkam, nicht nur gut genährt und in die Höhe geschossen, sondern in einem tatsächlichen Sinn ausgewachsen. Farblich kaum abgehoben von dem Sandsteinboden, über und unter den Augen ein kleiner weißer, vor den Augen ein schwarzbrauner Fleck, die Ohren dunkel gerandet, die Kehle weiß, der Kopf eher grau und am Rücken der Strich aus schwarzen Grannenhaaren. Der Puma duckte sich, wobei sein Bauch tief nach unten hing, als setze er zum Sprung an, legte sich aber stattdessen. Sein Blick fiel auf sie. Sie glaubte ein kurzes Fauchen zu hören, zu sehen, wie er die Ohren anlegte und die Lefzen kurz nach oben zog, dann aber schien seine Miene zu erstarren. Es waren nicht mehr als zehn Schritte bis zu ihm, und die Sonne lockte das Rot hervor aus seinem Fell. Kälte stieg in ihr auf nach der Hitze, und sie sah ihre Hände auf der Zeitschrift liegen, flach hingestreckt, nicht einmal in Abwehr. Eine Weile dachte sie nichts, blickte nur, sah und gab das Bild des Pumas durch die Pupillen zurück. Ihr Atem ging flach, bald würde sie, einmal wenigstens, tief Luft holen müssen, bevor sie langsam erstickte. Dann schoß es ihr durch den Kopf. Unverantwortlich! In einem der Häuser mit Park mußte es Leute geben, die diese Tiere hielten, bis sie ihnen nicht mehr gewachsen waren und die Tiere entliefen. Davon hatte sie schon mehr als einmal gehört. Das Tier lag regungslos, regungslos saß auch sie, beide im Bann ihres Schauens. Sie spürte, wie ihre Beine fühllos wurden und die Kälte ihr bis in die Haarwurzeln kroch. Sie saß in einem Käfig, dessen Tür geöffnet war, aber sie konnte nicht fliehen. Sie war etwas kurzsichtig, dennoch glaubte sie zu erkennen, daß die Pupillen des Pumas rund waren und nicht spindelförmig. Ihre Lidränder brannten, aber sie konnte die Augen nicht schließen. Ihr war, als wüßte der Puma ihren Namen, den noch nie jemand ausgesprochen hatte. Er wußte ihn. Sie aber kannte den seinen nicht. Er würde immer im Vorteil bleiben. Wenn nicht jemand aus dem Hinterhalt über ihn kam. Es hieß, daß Raubtiere dem Blick des Menschen nicht standhielten. Wo hatte sie das nur gelesen? Womöglich in einem dieser elenden Journale, in denen noch immer etwas über jene einmalige Greta G. stand. Mit abrupter Bewegung biß der Puma sich ins Fell seiner Pfoten. Dankbar senkte sie so lange den Blick, wagte es, die Beine vom Stuhl zu nehmen, aber da ruhte sein Kopf schon wieder, und sie war voll in seinem Gesichtsfeld. Da dachte sie an das Kind. Das Kind, das bald von der Schule heimkommen würde, ahnungslos. Es kannte den Trick mit der Gartentüre, wie sie von außen zu öffnen war, und wenn es ihm dennoch nicht gelang, kletterte es einfach drüber. Es war eine niedrige Gartentür für Besucher, nicht zum Schutz, mit einer Klingel für den Briefträger, Obwohl das der Hecke wegen nicht möglich war, sah sie nun das Kind, stellte es sich haarklein vor, wie es die Treppen heraufkam, die Schultasche von den Schultern zerrend, um dann durch die Hecke auf die Terrasse zu kommen, geradewegs auf den Puma zu, der sich bereits nach ihm um- gedreht hatte und es ansprang, in die Enge getrieben, wie er sich vorkommen mußte, es ansprang und mit einem einzigen Nackenbiß... Sie fuhr zusammen, ohne daß der Puma mehr tat, als den Kopf leicht zu heben. Es durfte nicht geschehen. Sie mußte verhindern, daß das Kind, ahnungslos, wie es ... War es nicht das Kind, hauptsächlich das Kind, dessentwegen sie all diese Gefälligkeiten erwies, dieses kleine, nichtsahnende Kind, dessentwegen sie hier saß, damit jemand da war, wenn es aus der Schule kam? Dieses ihr anvertraute Kind, das sie heimlich um Schokolade anbettelte und dem sie heimlich immer wieder welche gab, als seien sie beide durch eine umfassende Verschwörung aneinander gebunden.

          Die Seiten der Zeitschrift hatten den Schweiß aus ihren Händen gesogen und wellten sich bereits. Es blieb ihr nichts anderes, als dem Puma entgegenzutreten. Vielleicht gelang es ihr, ihn zu verjagen, mit einer einzigen, ungeheuren Anstrengung. Ihn zu erschrecken und in die Flucht zu schlagen. Oder von ihm angefallen zu werden und mit einem einzigen Nackenbiß ...Es mußte sein. Sich opfern. Sich und ihr Leben hingeben. Sie saß da, bewegungslos, noch immer gefangen. Nichts regte sich, nicht einmal ein Insekt vermochte abzulenken. Die mittägliche Windstille. Gleich, gleich mußte das Kind kommen. Sie wagte nicht auf die Wanduhr hinter sich zu sehen, ihre Armbanduhr hatte sie in der Küche abgelegt. Aber sie hatte ein Gefühl dafür, wie spät es war. Eine der Stärken von Greta G., immer zu wissen, wie spät es war. Jetzt, dachte sie, und dann ging auch dieser Augenblick vorüber. Der Puma schob seinen Kopf immer weiter auf den Pfoten vor, ohne die Augen zuzumachen. Ganz faltig wurde seine Stirn in dieser Haltung, aber er gab nicht nach in der Anstrengung jenes Blicks. Er, der ihren Namen wußte. Jetzt! Vorsichtig befeuchtete sie die Lippen, indem sie die untere etwas vorschob und die obere einzog. Jetzt! Sie erschrak so heftig, als es vom Garten her schellte, daß sie nicht sicher war, ob sie nicht etwa geschrieen hatte und das eigene Schrillen für die Gartenglocke hielt. Der Puma war fort, hatte seinen Schatten mit über die Hecke genommen, und sie bildete sich ein, noch das mehrmalige Aufprallen seiner Tatzen zu hören. Wer konnte geläutet haben? Sie sah auf die Uhr. Für das Kind war es ein wenig zu früh, und das Kind klingelte nicht. Vielleicht die Leute, denen das Tier gehörte. Die waren gut. Gingen von Haus zu Haus fragen, ob jemandem ein Puma zugelaufen war. Sie trat hinaus. Ihre Gelenke knackten leise, wie sie so bis zur Treppe ging, von wo aus sie freie Sicht auf die Gartentür hatte. Niemand. Da war niemand. Wer in aller Welt mochte geläutet haben? Oder hatte doch sie den Puma mit ihrem Schrei verjagt? Nicht immer griffen diese Tiere an. Sie mußte es sofort der Polizei melden, verhindern, daß Schlimmeres geschah. Ein Tier in Panik, wer konnte wissen, was ... Sie rannte ans Telefon. Bitte, rief sie, hier bei Neurat, Landhausstraße acht, soeben... Sie erzählte, so kurz sie sich fassen konnte, was geschehen war. Ein Puma? fragte der Beamte. Es klang, als kratze er an seinem Bart. Ein kräftiges, ausgewachsenes Exemplar. So unternehmen Sie doch etwas! Sind Sie die Haushälterin? Sie richtete sich ein wenig auf. Ich bin Greta G. Ich helfe manchmal aus, sozusagen aus Gefälligkeit. Was ging es diesen Kerl an, daß sie mit Hanna Neurat verwandt war. Diesmal ist es also ein Puma? Was heißt diesmal? Sie spürte, wie Verzweiflung sie befiel. Sie haben doch neulich schon einmal angerufen, wegen einer Sandviper, wenn ich mich recht erinnere, stimmt's? Sie war nah am Schluchzen. Ja, sie hatte schon einmal angerufen. Vielleicht war das wirklich eine andere Schlange gewesen, eine harmlosere. Gesehen hatte sie sie bestimmt, nur nicht von so nah. Und die Verantwortung für das Kind? Wer übernahm die denn, wenn es tatsächlich gebissen wurde? Aber was war eine noch so giftige Sandviper, der man aus dem Weg gehen konnte, gegen eine Raubkatze, diesen Puma? Vielleicht, setzte sie noch einmal an, ist jemandem so ein Tier entlaufen. Das muß doch gemeldet werden. Sie konnte die Reserviertheit des Beamten nicht begreifen. Es gab niemanden, der ihr half. Im Augenblick sind sämtliche Streifenwagen unterwegs, sagte der Beamte. Gehen Sie nicht aus dem Haus. Ich habe mir Ihre Adresse notiert. Sie hängte ein. Einen Augenblick kämpfte sie mit dem Bedürfnis, sich hinzusetzen und

          zu weinen. Aber sie mußte das Kind warnen, ihm entgegengehen, damit es nicht ahnungslos... Sie nahm die Handtasche über den Arm, und ihr Blick fiel auf den Parkettboden. Da war eine sandige Spur zu sehen, natürlich, die Tür ins Innere des Hauses stand offen. Sie glaubte ein Tappen zu hören, auf der ewig knarrenden Holztreppe. Sie griff sich ans Herz. Das Tier war demnach im Haus, war, während sie zur Gartentür geschaut hatte, zurückgekommen und hatte sich, auf der Suche nach Futter oder Schatten, eingeschlichen. Sie stürzte durch die Flügeltür und zog sie von außen, so gut es ging, zu. Ein Tier kam wohl nicht gleich darauf, wie sie zu öffnen war. Und dann nichts als wie dem Kind entgegengehen, es daran hindern, daß ... Sie konnte sich jetzt nicht mehr um ihre Haare kümmern, die sie mit Nadeln zu Schlingen gesteckt hatte, damit sie dann besser fielen. Nicht einmal die Schürze hatte sie abgenommen. Nur die Handtasche, die hatte sie zum Glück bei sich. Sie riß die Gartentür auf. Ein Blick zurück auf das Haus. Sie glaubte den Kopf des Pumas an die Gardinen im Schlafzimmer von Hanna und Jonas stoßen zu sehen. Wenn er nur nicht aus dem Fenster sprang. Die Hausschuhe hinderten sie am schnellen Gehen, also streifte sie sie ab und lief barfuß den schmalen Gehsteig entlang. Sie konnte das Kind schon von weitem sehen, wie es gemächlich und an den Büschen zupfend, auf das Haus zutrottete. Sobald es in Rufweite kam, schrie sie mehrmals seinen Namen und schwenkte die Tasche. Das Kind verhielt ein wenig und wich dann, je näher sie ihm kam, Schritt für Schritt zurück. Sie rief, schwenkte und winkte, und dabei versuchte sie, sich eine Nadel um die andere aus dem Haar zu ziehen, so daß die einzelnen Strähnen flatterten. Plötzlich fing das Kind zu laufen an, erst langsam, und als sie ihm noch immer näherkam, legte es zu und verschwand, gerade als sie es beinah eingeholt hatte, in einem Gartentor, dessen Klingel es heftig gedrückt hatte. Sie blieb stehen. Es war das Haus von Dr. Lazar, einem Freund von Hanna und Jonas. Es hatte keinen Sinn, ihm dorthin nachzulaufen. Da war es in Sicherheit. Dr. Lazar hatte ebenfalls Kinder, mit denen es schon oft zusammen war. Als sie noch nicht ausgeholfen hatte, war das Kind häufig nach der Schule zu den Lazars gegangen. Das hatte es ihr jedenfalls erzählt. Erst jetzt merkte sie, daß sie keuchte. Unwillig warf sie die Haarnadeln fort und fuhr sich mit den Fingerspitzen durch die Strähnen. Mehrere Steine lagen auf dem Gehsteig, und sie versuchte, barfuß, wie sie war, ihnen auszuweichen. Sie wollte sich beruhigen, sich zusammennehmen und ganz unbefangen am Kiosk eine Zeitung kaufen. Vielleicht würde etwas drinstehen von einem Puma, der entkommen war, und der dumme Bulle, sie kostete dieses Wort, das sie sonst nicht verwendete, in Gedanken aus, hatte nur noch keine Zeitung gelesen. Dann würde sie zum Haus zurückschlendern und auf Hanna und Jonas warten, die gegen halb zwei für eine Stunde nach Hause kamen, und ihnen in aller Ruhe erklären, was geschehen war. Sie war sicher, daß man mit Hanna und Jonas vernünftig reden konnte. Noch dazu, wo das Kind in Sicherheit war. Ganz vernünftig würden sie miteinander reden. Vielleicht gelang es Jonas, irgendwo eine Waffe aufzutreiben. Sie hatte die Hausschuhe wiedergefunden und lehnte sich gegen die niedrige Steinmauer, über der die Büsche und Bäume am Ende des Grundstückes aufragten. Sie war ganz ruhig, mit der noch ungelesenen Zeitung in der Handtasche, stützte sich mit den Armen auf und hielt ihr Gesicht in die Sonne, während sie wartete. Lange konnte es nicht mehr dauern, sie wußte immer ziemlich genau, wie spät es war. Ob diese einmalige Grete G. das auch gewußt hatte? Sie hieß zufällig Greta G., aber was war ihr wirklicher Name? Ihr eigener, der im Blick dieses Pumas beschlossen lag? Wie lautete er? Konnte man ihn überhaupt aussprechen? Sie legte den Kopf noch weiter zurück, bis ihr Haar sich in den Sträuchern verfing, die leicht daran zerrten. Da glaubte sie, hinter sich ein leises, wenn auch deutliches Knacken von Zweigen zu vernehmen, und der Ast über ihr begann sich sichtbar hin und her zu wiegen, mit einem Geräusch, als schärfe ein Tier sich die Krallen.

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          1. Lesen und übersetzen den Text

          2. Zu welchem Genre gehört dieser Text? Nennen Sie typische. Merkmale. Warum greift der Autor zu diesem Genre? Welche Abweichungen von diesem Genre finden Sie?

          3. Wie viele Teile und welche Räume kann man in diesem Text aussondern?

          4. Welche Rolle spielt hier die Farbtechnik?

          5. Welche Darstellungsart spielt hier eine besondere Rolle?

          6. Wie verstehen Sie den Terminus "Aus-der-Rolle-Fallen"?


          Висновки

          Навчання іноземної мови у середньому навчальному закладі відбувається в різноманітних сферах інтелектуального та побутового спілкування: в соціально-побутовій, громадсько-політичній, соціально-культурній та професійно-трудовій.

          Методи навчання дають відповідь на запитання «Як навчати?» Поняття «метод» означає шлях до поставленої мети. В сучасній методиці навчання іноземних мов метод трактується в широкому і вузькому смислі. В широкому смислі метод означає систему навчання. У вузькому смислі метод означає спосіб упорядкованої діяльності вчителя та учня на шляху до поставлених цілей навчання. В цьому смислі метод - це спосіб, що забезпечує взаємодію учня і вчителя (в нашій роботі це - комунікативно-орієнтований підхід).

          Для забезпечення навчальної діяльності учнів учитель застосовує такі методи-способи: демонстрацію (показ), пояснення та організацію вправляння. Методи - способи мають універсальний характер і використовуються у будь-якій методичній системі. Проте їх співвідношення та «наповнення» зумовлюються принципами навчання. Принцип комунікативності зумовлює переважне використання комунікативних вправ у процесі вправляння.

          Навчальний процес з іноземної мови включає три основні методичні етапи:

          • етап презентації нового матеріалу;

          • етап тренування;

          • етап практики в застосуванні засвоєного матеріалу у процесі спілкування в різних видах мовленнєвої діяльності.

          На кожному етапі використовуються відповідні методи-способи.

          На етапі презентації - це демонстрація (показ) нового матеріалу та способів оперування ним. Учитель демонструє зразки мовлення, показує їх функціонування в контексті. Така демонстрація може здійснюватися з опорою на малюнок, предмет, дію та ін. Учень в цей час знайомиться з новим матеріалом та способами оперування цим матеріалом.

          На етапі тренування і практики вчитель організовує вправляння учнів у застосуванні засвоєного матеріалу в усному або письмовому спілкуванні. При цьому використовуються різноманітні вправи.

          У свою чергу учні здійснюють операції вправляння в різних видах мовленнєвої діяльності.

          Слід зазначити, що застосування методів як учителем, так і учнями, спрямоване не лише на організацію та реалізацію навчальної діяльності, але й на управління нею.

          Управління навчальною діяльністю реалізується завдяки здійсненню учителем контролю за успішністю учнів в оволодінні іншомовною мовленнєвою діяльністю на кожному етапі навчання. Учні користуються самоконтролем та самокорекцією.

          Методичні прийоми навчання пов'язані з конкретними діями вчителя та учнів. Це елементарні вчинки (дії), що спрямовані на виконання конкретного завдання на певному етапі уроку. Методи та прийоми - взаємопов'язані поняття. Образно кажучи, метод - це місткість, а прийом - це речовина, що наповнює цю місткість. До прийомів відносять, наприклад - прийоми семантизації нових лексичних одиниць, прийомив організації навчальної діяльності учнів в опрацюванні нового матеріалу, закріпленні набутих навичок та розвитку вмінь мовлення в ситуаціях спілкування шляхом виконання учнями різноманітних мовних (кросворди, пропуски, опис малюнків) та комунікативних (мовленнєвих) вправ (описати послідовність дій на малюнках, відповісти на запитання, рольова гра і т.ін.).

          Засоби навчання є важливим невід'ємним компонентом навчального процесу з іноземної мови в середніх навчальних закладах. Визначення засобів навчання - це відповідь на запитання «За допомогою чого навчати?»

          Засоби навчання іноземної мови розподіляються на: основні та допоміжні; комплект для вчителя, комплект для учня; технічні та нетехнічні.

          В ідеалі усі засоби мають бути представлені в навчально-методичному комплексі (НМК), за яким проводиться навчання іноземної мови у даному класі середнього навчального закладу. В такому разі НМК і є основним засобом навчання у всій повноті його компонентів: підручника, книжки для вчителя, лінгафонного практикуму, комп'ютерних програм, комплекту слайдів, діафільмів, аудіо-, відеокасет, CD, DVD, таблиць тощо.

          Принцип комунікативної спрямованості навчання забезпечує таку організацію навчального процесу, який веде до належного рівня практичного оволодіння іноземною мовою в усній і писемній формах.

          Комунікативно-орієнтований підхід до вивчення іноземних мов передбачає реалізацію особистісно орієнтованого, діяльнісного та соціокультурного напряму у вивченні іноземних мов.

          Пріоритет комунікативної мети у навчанні передбачає таку організацію діяльності, яка спрямована на оволодіння учнями спілкуванням в усній і писемній формах.

          Діяльнісний характер навчання забезпечується особливими видами діяльності, які в умовах уроку дають змогу моделювати реальні ситуації спілкування. Це мовленнєві ситуації, рольові ігри, проектна діяльність, групова робота.

          Соціокультурне спрямування процесу навчання дає змогу учневі комфортніше почуватись у чужомовному середовищі.

          Мова виступає як засіб пізнання картини світу, залучення до цінностей, створених іншими народами. Одночасно мова - це ключ до відкриття унікальності і своєрідності, власної самобутності.

          В самому змісті навчального предмета повинні бути закладені механізми, що розкривають можливість практичного використання іноземної мови як важливого засобу розвитку та задоволення інтересів учнів, в тому числі і немовних:

          1. Де і як учень зможе використати іноземну мову у своїй майбутній професійній діяльності?

          2. Яку користь знання іноземної мови здатне принести при виборі професійної діяльності?

          3. Яким чином іноземна мова дозволяє долучитися до науково-технічного та культурного прогресу та традиціям країн, мову яких вивчають учні, поповнити свої знання у сфері точних чи гуманітарних наук?

          Дуже важливо, щоб у самому змісті навчального предмета були чітко представлені бажані емоційно-оціночні відносини учнів до навколишнього середовища, один до одного, до навколишнього світу, до того, чим вони займаються в процесі вивчення іноземної мови.

          Формування і розвиток мовної, мовленнєвої і соціокультурної компетенцій, необхідних і достатніх для спілкування, навчання нормам міжкультурного спілкування іноземною мовою, розвиток культури усного і писемного мовлення передбачає формування як чисто лінгвістичних навичок (лексичних, фонетичних, граматичних), так і їхнє нормативне використання в усному і писемному мовленні. Передбачені теми. Тексти, проблеми, мовні задачі орієнтовані на формування чотирьох видів мовленнєвої діяльності (говоріння, читання, аудіювання, письмо), розвиток соціокультурних умінь і навичок, що забезпечує використання іноземної мови як засобу спілкування, навчання, інструменту співпраці і взаємодії в сучасному світі.

          Мета реалізації комунікативного підходу полягає не лише в тому, щоб навчити учнів вільного іншомовного спілкування, але також продемонструвати свою унікальність як творця і учня, і вчителя; за допомогою спеціально дібраних вправ стимулювати мотиваційну сферу учнів, активізувати їх резервні можливості.

          В сучасній методичній літературі виділяють чотири основні підходи:

          1. Біхевіористський підхід визначає оволодіння іноземною мовою як сформованість реакцій на іншомовні стимули.

          2. Інтуїтивно-свідомий підхід передбачає оволодіння іноземною мовою на основі моделей в інтенсивному режимі з наступним усвідомленням їх значення і правил оперування ними.

          3. Свідомий пізнавальний підхід спрямовує діяльність учня передусім на засвоєння правил використання лексико-граматичних моделей, на основі яких здійснюється свідоме конструювання висловлювань.

          4. Комунікативний підхід передбачає органічне поєднання свідомих і підсвідомих компонентів у процесі навчання іноземної мови, тобто засвоєння правил оперування іншомовними моделями відбувається одночасно з оволодінням їх комунікативно-мовленнєвою функцією.

          Реалізація комунікативного підходу в навчальному процесі з іноземної мови означає, що формування іншомовних мовленнєвих навичок і вмінь відбувається шляхом і завдяки здійсненню учнем іншомовної мовленнєвої діяльності. Іншими словами, оволодіння засобами спілкування (фонетичними, лексичними, граматичними) спрямоване на їх практичне застосування у процесі спілкування. Оволодіння уміннями говоріння, аудіювання, читання та письма здійснюється шляхом реалізації цих видів мовленнєвої діяльності у процесі навчання в умовах, що та моделюють ситуації реального спілкування. У зв'язку з цим навчальна діяльність учнів організовується таким чином, щоб вони виконували вмотивовані дії з мовленнєвим матеріалом для вирішення комунікативних завдань, спрямованих на досягнення цілей та намірів спілкування.

          З позицій комунікативного підходу процес навчання іноземної мови будується адекватно реальному процесу мовленнєвого спілкування, тобто процес навчання є моделлю мовленнєвої комунікації, який має місце в реальному житті, оскільки навчання іноземної мови в середніх навчальних закладах відбувається в умовах рідномовного оточення. Тому йдеться тільки про максимальне зближення процесів навчання і реального спілкування за такими найважливішими параметрами як комунікативно-вмотивована мовленнєва поведінка вчителя та учнів і предметність процесу спілкування, що забезпечується ретельним відбором комунікативно-мовленнєвих намірів, тем, ситуацій, які віддзеркалюють інтереси та потреби учнів.

          Прийнятий в сучасній вітчизняній методиці комунікативний підхід до навчання іноземних мов, згідно з загальноєвропейськими процесами інтернаціоналізації і глобалізації, зумовлює вибір цілей, згідно з якими визначаються принципи, зміст, методи, прийоми та засоби навчання.

          У процесі оволодіння комунікативними вміннями цикли завдань розвивають комунікативні вміння і являють собою своєрідну спіраль-спектр, де кожен новий виток виводить учня на більш високий рівень. Тобто комплекс містить вправи від репродуктивних до продуктивних (творчих). Під час переходу на продуктивний рівень (після проходження всієї спіралі) перед учнем відкривається можливість спілкуватися.

          Введення і закріплення нового матеріалу відбувається за допомогою сприйняття на слух. Якщо ж для введення матеріалу використовується підручник - то за допомогою говоріння і читання.

          Завдання і тексти доцільно добирати залежно до інтересів, здібностей і рівня навченості учнів. Навчальний матеріал об'єднувати в цикли, що мають єдину структуру. У кожен цикл включати чотири аспекти, взаємопов'язані як тематично, так і за лексико-граматичним змістом.

          Перший аспект - тематичний - розвиває уміння спілкуватися іноземною мовою на базі комунікативно-пошукових і комунікативно-пізнавальних завдань.

          Другий аспект - граматичний - орієнтований на коригування та відпрацювання граматичних навичок учнів (комунікативно орієнтований підхід до систематизації та поглиблення граматичних знань).

          Третій аспект - лексичний - спрямований на розширення тематично-лексичного запасу учнів і розвиток уміння працювати зі словником.

          Четвертий аспект - творчий - надає учням можливості висловити своє індивідуальне сприйняття тематичного матеріалу творчо: за допомогою малюнків, есе, складання віршів, тематичних проектів, інтерв'ю, статей для шкільної стіннівки, літературних перекладів тощо.

          В реальних процесах спілкування окремі види мовленнєвої діяльності функціонують, як правило, інтегровано - наприклад, розмова - це аудіювання і говоріння, а заповнення форми передбачає читання і письмо. На уроках спроба відділити те, що часто функціонує як інтегровані уміння (integrated skills), видається штучною. Аудіювання найчастіше веде до говоріння, і це часто трапляється тоді, коли учитель ставить запитання на розуміння і заохочує учнів говорити.

          Чотири види мовленнєвої діяльності часто поділяються на дві групи: продуктивні (productive) - говоріння і письмо, та рецептивні (receptive) - аудіювання і читання. Розвиток продуктивних умінь говоріння і письма вимагає чимало підготовчої роботи і керованої практики. Завдання для розвитку навичок і умінь говоріння включають повністю контрольовані вправи, тобто тренувальні вправи (повторення слів чи фраз, пісні, вірші, декламації), напівконтрольовані, тобто умовно-комунікативні вправи (заповнення пропусків у словах чи реченнях, субституційні і трансформаційні вправи) і мало контрольовані вправи, тобто більш вільні форми висловлювання або творчі завдання (рольова гра, відкрите обговорення, ігри і міні-діалоги).

          Говоріння забезпечує усне спілкування іноземною мовою в діалогічній формі (паралельно з аудіюванням) і в монологічній формі. Воно спрямоване до однієї особи або до необмеженої кількості осіб. Акт говоріння завжди має певну мету, мотив, в основі якого лежить потреба; предмет - думки того, хто говорить; продукт - висловлювання (діалог або монолог) і результат, який може виражатися у вербальній або невербальній реакції на висловлювання.

          Слід зазначити, що у процесі навчання нас цікавлять не будь-які ситуації дійсності, а лише такі, які спонукають до мовлення. Такі ситуації називають мовленнєвими або комунікативними. Вони завжди містять у собі стимул до мовлення.

          У реальному процесі спілкування комунікативні ситуації виникають як правило, самі собою. Це так звані природні ситуації. Їх можна використовувати у процесі навчання іноземної мови, але їх кількість надзвичайно обмежена (наприклад, спортивні змагання напередодні, спізнення учнів, тощо). Тому автори підручників і вчителі спеціально створюють комунікативні ситуації, моделюючи природні. Такі штучні комунікативні ситуації потребують певної деталізації зовнішніх обставин та умов, в яких має місце діалогічне спілкування, наявності вербального стимулу, визначення ролей, в яких виступатимуть комуніканти, стосунків між ними тощо. Навчальні комунікативні ситуації покликані стимулювати мотивацію, викликати інтерес до участі у спілкуванні, бажання якнайкраще виконати завдання.

          Характерною особливістю діалогічного мовлення є його емоційна забарвленість, оскільки мовець передає свої думки, почуття, ставлення до того, про що йдеться. Це знаходить відображення у відборі лексико-граматичних засобів, у структурі реплік, в інтонаційному оформленні і т.д. справжній діалог містить репліки подиву, захоплення, оцінки, розчарування, незадоволення та ін.

          Іншою визначальною рисою діалогу є його спонтанність. Обмін репліками відбувається досить швидко, і реакція вимагає нормального темпу мовлення. Це потребує високого ступеня автоматизованості й готовності до використання мовного матеріалу.

          Також, діалогічне мовлення має двосторонній характер. Обмін репліками не може здійснюватися без взаємного розуміння, яке відбувається через аудіювання. Отже володіння діалогічним мовленням передбачає володіння говорінням та аудіюванням, що вимагає від учасників спілкування двосторонньої мовленнєвої активності та ініціативності. Виходячи з цього, в учнів необхідно розвивати вміння ініціативно розпочинати діалог, реагувати на репліки співрозмовника і спонукати його до продовження розмови.

          Основою комунікативної компетенції є комунікативні уміння, розвиток яких неможливий без оволодіння мовними засобами реалізації усного або писемного висловлювання. Проте, знання лексичного і граматичного матеріалу ще не забезпечує становлення комунікативних умінь. Необхідні навички оперування цим матеріалом, а також використання його для породження і розпізнавання інформації у визначених сферах спілкування. Неможливим також є розвиток комунікативної компетенції без відповідних соціокультурних і соціолінгвістичних знань, умінь і навичок, які забезпечують входження особистості в інший соціум і сприяють її соціалізації у новому для неї суспільстві.

          Кожний етап навчання (початкова школа, основна школа, старша школа) характеризується не тільки різною тематикою і обсягом навчального матеріалу для навчання спілкування, але й різноманітними методами, формами і видами навчальної діяльності відповідно до рівня розвитку учнів, їхніх інтересів і досвіду.





          СПИСОК ВИКОРИСТАНИХ ДЖЕРЕЛ

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          2. Heinrich Maiworm, Wolfgang Menzel Unser Wortschatz. - Braunschweig,

          1990. (S.416)

          3. Iskos A. Lenkowa A. Deutsche Lexikologie. - Leningrad, 1963. (S. 276)

          4. Swantje Ehlers Lesen als Verstehen. - Kassel, 1992. (S.112)

          5. Franz Hebel Lesen. Darstellen. Begreifen. - Frankfurt am Main, 1988. (S.352)

          6. Deutschland erzählt. Von Arthur Schnitzler bis Uwe Johnson. - Frankfurt am

          Main, 1993. (S.400)

          7. Diethelm Kaminski Literarische Texte im Unterricht. Märchen. Aufgaben und

          Übungen. - GI München, 1986. (S.144)

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